Bertram Engel: Ein Schlagzeuger begeistert am Ibach-Flügel

„Mit alten Männern spiel´ ich nicht“ – so hat Bertram Engel seine Autobiographie genannt. Dieser Satz ist ihm als junger Mann bei einer Bandprobe mit Peter Maffay rausgerutscht – er meinte es im übertragenen Sinne, denn die Kollegen waren ihm einfach zu langsam. In Schwelm spielte und las er vor Männern jeglicher Generation mit und ohne weiblicher Begleitung. Engel (Jahrgang 1957) hatte zudem für die Schwelmer eine Überraschung mitgebracht.

Das LEO Theater erlebte eine Premiere: Denn den Abend eröffnete die junge Rockband Aedon aus dem Ruhrgebiet – produziert von Engel. Sie schlossen den Abend auch musikalisch zusammen mit Engel am Klavier ab. Bei „Schlüssel der Macht“ (aus Tabaluga, Peter Maffay) zeigten „Alt“ und „Jung“ gemeinsam, was in ihnen steckt. Der Saal rockte begeistert mit.

Engel hatte sich für den Leseabend und den musikalischen Streifzug durch sein Leben das Klavier ausgesucht. Er hatte die Lieder mitgebracht, die für ihn eine besondere Bedeutung hatten und der Ibach-Flügel freute sich. Das Klavier sei das erste Instrument gewesen, was er gelernt habe. Zum Schlagzeug sei er etwas später gekommen – aus rein taktischen Überlegungen habe er das Schlagwerk bei der Aufnahmeprüfung zur Musikhochschule gewählt. Als Kind wollte er unbedingt Rockmusiker werden – angefixt durch die Musiktapes von seinem Bruder. Aber wie geht das? Sein Bruder wusste „Du musst dazu Musik studieren.“ So ganz ohne Abitur? Er wählte die Eignungsprüfung im Schlagwerk an der Hochschule in Münster – „dort gab es im Gegensatz zum Klavier nur einen Mitbewerber“ und fügte schmunzelnd hinzu „zudem hatte ich schon die ganze Zeit Unterricht bei dem Prüfer.“ Er studierte bei demselben Schlagzeuglehrer wie davor der Rockstar Udo Lindenberg. Lindenberg und das frisch gegründete Panikorchester hatte er bereits im Vorfeld über seinen Bruder kennengelernt. Die Musiker wohnten alle in Westfalen dicht beieinander und so startete auch Engel seine Rockmusikerkarriere.

Spannende Hintergrundberichte aus seinem Leben

An dem Abend gab er Einblicke über das Leben als Rockmusiker und liefert spannende Hintergrundberichte. Seit 48 Jahren führe er im Prinzip zwei parallele Langzeitehen. Allerdings hätten beide Partner von Beginn an voneinander gewusst – das Panikorchester und die Peter Maffay Band. Der Wechsel sei jedes Mal ein Tripp in eine andere Dimension. Jedes Mal hieße es für ihn, den Schalter umzulegen, damit beide Welten in seinem eigenen Cosmos nebeneinander existieren können. Jetzt wissen auch die Schwelmer, was sich hinter den Kulissen in der Musikwelt abspiele– und dass goldene Schallplatten zwar glänzen, aber nicht aus Gold sind.

Stimmen nach dem Konzert

Bertram Engel resümiert: „Ich bin seit Januar auf Lesereise. Aber das war mein bester Auftritt – die beste Atmosphäre. Sehr stilvolles Theater. Die Leute tragen einen. Ich hatte viel Spaß.“ Dann verrät er noch ein Detail aus seinem Bühnenalltag: „ich trage auf der Bühne eine Lesebrille – falls ich doch mal einen Blick in den Text werfen muss; im Alltag aber eine Gleitsichtbrille. Gesichter beeinflussen mich. Ich muss in eine neutrale Masse sprechen, es soll für alle gleich rüberkommen. Sonnenbrillen hat man früher immer getragen.“

Petra Passmann, die Ehefrau von Bertram Engel, von der die Texte zu „Dein Herz“ und „Was die Welt zu bieten hat“ stammen, erzählt lächelnd: Ich habe meinen Mann am Klavier gehört, so nebenbei. Es kam dann einfach so aus mir raus – ich musste es einfach aufschreiben. Mein Mann meinte, die Texte nehme ich, die gefallen mir – so schnell wirst du Liedermacher.“

Stephan (27), Schlagzeuger der Band Aedon strahlt: „Ich kenne Bertram schon seit 2008/2009 – aber mit ihm auf der Bühne zu stehen ist etwas ganz Besonderes. Definitiv!“

Bodo (Ü70, Ennepetal), der sich noch an die LP-Verkaufszahlen erinnerte: „Es ist richtig persönlich. Es ist wesentlich schöner als die, die nur einen Hit nach dem nächsten spielen. Hier allein am Flügel – daran sieht man das Können eines Künstlers. Pure Musik! Die Stimme überrascht! Auf so Massenkonzerten werden Sie mich nicht sehen.“

Frank (Ü60, Ennepetal): „Ich bin dankbar für die Hintergrundgeschichten. Sehe ihn in einem ganz anderen Gewand. Ich kannte ihn bisher nur als Schlagzeuger. Sehr gute Stimme und Klavierspieler. So was in Schwelm – sonst nur in den großen Stadien! Toll! Es sind alles Helden, die er beschreibt. Super Abend.“

Im Publikum saß auch der Schwelmer Schlagzeuger Jörg Hedtmann, der erst noch bei der Schwelmer Oldie Night im LEO die Stöcke geschwungen hat: „Ich bin Fan der ersten Stunde – da war ich 10. Meine Eltern hatten bereits seine Platten. Rauf und runter habe ich ihn gehört. Es ist eine beeindruckende Karriere. Toll, dass solche Leute nach Schwelm kommen.“

Bernd (Ü57, Camp-Lintfort): „War jut! Die Vorband jung dynamisch, aufstrebend. Engel selbst ist wahnsinnig facettenreich. Hätte ich so alles nicht gedacht – der Abend ist auch was für Schlagerfans.“
Susanne (Ü60, Ennepetal): „Sehr lustiger schöner anregender Abend. Bertram Engel live – das Buch wollen wir gleich kaufen.“

 Christian (Ü50, Wuppertal), der sich noch das Buch signieren ließ: “Wunderbarer Abend – ich habe aus Überzeugung meine Frau mitgenommen. Obwohl Rockmusik wohl doch immer noch sehr männerlastig ist. Kann ich nicht anders sagen – niveauvoll, gute Musik, gute Texte. Der kann sehr viel mehr, als der Allgemeinheit bekannt ist.“ und selbstverständlich gab es auch noch ein gemeinsames Foto mit Bertram Engel.

 

Fotos: Thomas Steinberg

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