Die intensive Probenarbeit zu „Candlelight & Liebestöter“ (eine weitere kabarettistische Komödie von Sabine Misiorny und Tom Müller) fand ihren erfolgreichen Abschluss in der Premiere. Carola Schmidt, Regisseurin und Hauptdarstellerin strahlte: „Es ist alles glatt gelaufen. So kann es weitergehen.“ „Candlelight & Liebestöter“ – eine Inszenierung, die es in sich hat. Ein Stück, das aus dem Rahmen fällt, auch wenn es selbst eine Rahmenhandlung hat. Es ist etwas anderes, es ist eine andere Ebene, auf die die LEO`s das Publikum entführen. Es ist ungewohnt, aber es bietet sehr viel, wenn man sich darauf einlässt.
Die Erwartungshaltung dreht sich um, das Standard-Denken wird ausgebremst – und der Zuschauer muss sich selbst neu finden und orientieren. Von dem Autorenteam Misiorny/Müller kann man auf der LEO Bühne bereits „Was Frauen wirklich wollen“ sehen – diesmal kommen beide Geschlechter gekonnt zu Wort. Es ist stringenter Weise ein Zweipersonen Stück und mit dem männlichen Part Lars Dickel hervorragend besetzt. Für ihn gibt es am Samstag, den 5. Oktober, gleich eine weitere Premiere, denn dann wird er an der Seite von Patricia Schimpp-Fanroth spielen. Die beiden Schasupielerinnen Schmidt / Schimpp-Fanroth wechseln sich bei den Aufführungen ab. Ganz Gentlemen hüllte er sich in Schweigen, ob dunkelhaarig oder blond, wer denn seine Favoritin wäre, verriet aber: „Ich bin Fan von Zwei-Personen-Stücken. Hier erlebst du die Entwicklung der eigenen Person (Rolle) mit Hilfe der Dynamik. Bei Mehrpersonen-Stücke bleiben die Charakter oft gleich.“
Aber wer war eigentlich wer? Was sah man jetzt? Ein Theaterstück, eine Fernsehsendung mit intensiver Regieanweisung und Reflektion für den Schauspieler? Fiktive Personen, die fiktive Schauspieler darstellen? Der Kopf hatte viel zu arbeiten. Dadurch, dass das Stück viele verbale und darstellerische Überraschungen parat hält und dies den besonderen Reiz ausmacht, sei an dieser Stelle nur wenig verraten. Wir wollen Ihnen nicht den Spaß nehmen – den man hat, wenn man es live erlebt und sich dabei erwischt, wie man auf seinen üblichen Gedankengängen in die Irre geführt wird. Man erkennt vieles wieder, sieht sich selbst und darf entscheiden, habe ich die Größe, über mich zu lachen, oder bleibt mir das Lachen im Halse stecken? Bin ich mehr Brümmelchen? Oder bin ich mehr Prinzessin?
Grob umrissen: Der Zuschauer beobachtet die Aufzeichnung einer Fernsehserie, die das Leben von Brümmelchen und Prinzessin darstellt. Am EM-Achtel-Finale Abend soll der Fußball zugunsten eines romantischen Abends auf der Terrasse weichen, denn nach langer Zeit hat das Paar „Kind frei“. Eigentlich nicht sehr spektakulär – aber weit gefehlt. Denn mit der Einstellung „Die Sonne geht jeden Tag unter, warum muss das ausgerechnet heute sein?!“ und mit den richtigen Gedanken und einer Fernsehzeitung geht da die Luzi ab. In der Zeitung heißt es „66% der Frauen wünschen sich außergewöhnlichen Sex“ – warum sollte man ausgerechnet mit einer von den 34% verheiratet sein? Wer mehr auf Action mit vollem Körpereinsatz steht, der muss sich bis zur 2. Halbzeit gedulden, denn dann wird aus der Prinzessin der Supermann. Wer hingegen die Kraft der Worte zu schätzen weiß, für den geht bei den Monologen bereits richtig die Post ab und die eigenen Gedanken überschlagen sich.
Kevin Drucks, der einmal kurz über die Bühne huscht, und sich um die Regie-Assistenz gekümmert hat, weist auf die „Kleinigkeiten“ hin, die erst ein Stück abrunden und erklärt „Das Bühnenbild – die Terrasse – haben wir mit einfachen Mitteln gebaut – und mit ganz ganz vielen Lichteffekten – das bringt das richtige Feeling. Wir müssen die Bühne ja auch für die anderen LEO-Veranstaltungen schnell umbauen können. Am 2. Oktober steht der Flügel für Lea Bergen („Schwelm singt II) im Mittelpunkt.“ Die schauspielerische Leistung tat die Würze dazu – schnell war klar, wo die Terrasse lag und wo welcher Nachbar wohnt. Da war Aktion – einmal anders. Ein Schlagabtausch der Worte.
Stimmen aus dem Publikum:
Barbara (Ü70, Ennepetal) überlegte in der Pause: „Ob er jetzt gleich den Liebestöter trägt? Die beiden mosern nur an einander rum – so wird das nichts mit einer dauerhaften Ehe.“
Gerd (Ü70, Schwelm): „Eine kleine Prinzessin ist doch in jedem Mann! Man(n) muss ja nicht alles können.“
Roswitha (Ü50, Schwelm), ganz frische Abonnentin: „Die Aufführung ist sehr gewagt wegen den Klischees. Sehr sehr mutig, sehr gelungen! Ich hätte gerne meine Freundin dabeigehabt, die hätte sich total schlapp gelacht. Die gegengeschlechtlichen Klischees – erquickend. Sie der Männeranteil, er der Frauenanteil. Ich bin bei uns auch nicht der Romantiker – mein Mann ja. Allein wenn ich schon das Wort höre, gehe ich laufen. Jeder hat zwar seine eigene Geschichte, aber hier findet sich jeder wieder. Einfach nur gut!“
Günter (Ü60, Schwelm): „Ich könnte die Prinzessin sein – aber den Hygienetick mit den Lappen hat eindeutig meine Frau. Der unbewusste Wunsch der Prinzessin (Supermann) – grandios. Schauspielerisch fantastisch.“
Silke (58, Schwelm) mit Ehemann Norbert (62) und 34- jährige Eheerfahrung in der ersten Reihe: „Wir sind Abonnenten – wenn man hier sitzt, gibt man das nicht ab. Ich bin noch zwiegespalten. Mir fehlt die Leichtigkeit, die Lockerheit. Mit dem Spagat – gucke ich jetzt eine Probe oder ein Stück – irgendwie komme ich nicht richtig rein. Aber ich bin gespannt, wie es weitergeht. Die schauspielerische Leistung ist top! Man merkt die Professionalität.“
Brigitte (Ü70, Schwelm) schmunzelt „ich habe meinen Mann heute mitgebracht – wir entscheiden uns immer spontan, ob wir ins LEO kommen. Es ist wirklich aus dem Alltag, das Zwiegespräch, wie man es so kennt. Manche Sachen spiegeln sich wider. Wir sind jetzt 51 Jahre verheiratet, wir haben fast das Gleiche erlebt. Sie machen das richtig gut, die Zwei! Man muss wirklich sehr viel reden. Kommunikation, neben Vertrauen, Treue, ist das A&O in einer Ehe.“