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Es gehört beim LEO zur Tradition: Das alte Jahr wird mit Vorpremieren unterhaltsam verabschiedet, um das Neue Jahr mit einer berauschenden Premiere zu starten. Diesmal ging die Eigenproduktion „Was Frauen wirklich wollen“ (Autorenteam Sabine Misiorny / Tom Müller), mit dem Gast-Regisseur Stefan Gebelhoff an den Start. Ja, das ist der Gerd aus dem Kinofilm „Manta, Manta“ (1991) und unzähligen Film- und Fernsehrollen. Auch die Premiere am Samstag, 6. Januar 2024 war ein voller Erfolg für das Trio auf der Bühne.

Der studierte Schauspieler verrät: „Es war meine dritte offizielle Regiearbeit – und es hat sehr viel Spaß gemacht.“ Carola Schmidt, die künstlerische Leiterin bestätigt, „die Zusammenarbeit mit Stefan hat einfach gepasst – menschlich und fachlich. Es tut gut, wenn ein Dritter von außen drauf sieht.“ So könne sie sich diesmal ganz entspannt auf ihr eigenes Schauspiel konzentrieren und die intimen Zweierszenen richtig genießen. In dem Zusammenspiel wird auch deutlich, was sich am besten mit dem Begriff „LEO Familie“ beschreiben lässt. Die drei Schauspieler (Carola Schmidt, Patricia Schimpp-Fanroth, Lars Dickel) und die Herren aus der Technik bilden eine eingespielte Einheit.

Es ruckelte nicht. Das LEO Team überzeugte gleich von der ersten Vorstellung an mit seiner Spielfreude und Leistung. Ob Vorpremiere oder Premiere – es war ein glanzvolles witzig-frisches Ereignis.

Es ist eine moderne Inszenierung, die den sonst vorhandenen unsichtbaren Vorhang zwischen Schauspieler und Publikum aufbricht und sich durch die Interaktionen mit dem Zuschauer auszeichnet. Es wird verbal und nonverbal geflirtet und rege Meinungen ausgetauscht bzw. kleine Aufgaben vergeben. Der Bühnenrand ist diesmal nicht die Grenze. Aus dem Theatersaal wird Leo´s Resterampe und der Zuschauer sitzt in der Ausstellung eines Möbelhauses. Gebelhoff saß ebenfalls mitten im Geschehen und freute sich „Es ist toll zu erleben, wie das Publikum mitgeht, lacht, abfeiert – einfach Spaß hat – sich in das Stück einfindet.“ und erklärt den Reifeprozess mit den Schauspielern „es geht nicht darum, zu machen, was ich will – es ist eine fantastische Teamarbeit gewesen. Die Schauspieler hier sind mit einer wahnsinnigen Spielfreude, mit Spaß und Herz dabei. Ab der Generalprobe gehört das Stück den Schauspielern.“ Selbstverständlich habe man das Stück wieder um lokale Aspekte angereichert und die Originalfassung (mittlerweile rund 20 Jahre alt) modernisiert. Es sei ihm wichtig gewesen: „wir wollen eine Frau zeigen, die Spaß am Leben hat und nicht nur der Frage nachgeht „warum gefalle ich den Männern nicht?““.

Zum Inhalt:

Single-Frau Franzi sucht nach Mr. Right auf unterschiedlichen Wegen und trifft dabei auf die unterschiedlichsten männlichen Figuren. Wer aktuell als Single datet oder sich traut, sich an seine Dating-Zeit zu erinnern – ja, es ist alles dabei. Während Carola Schmidt als Franzi in einer Rolle bleibt und das Publikum in unterschiedliche Zeitabschnitte mitnimmt, zeigt Patricia Schimpp-Fanroth, wie wandelbar das berühmte kleine Schwarze (Kleid) ist. Sexy als Freundin Steffi, mit Schürze als Kellnerin, mit dem Pelz drüber geworfen als Mutter und mit den Teufelshörnern sogar als personifizierter Selbstzweifel. Offensichtlich sind es nur kleine äußerliche Veränderungen, aber Schimpp-Fanroth schlüpft so innerhalb kürzester Zeit in eine vollständig anders angelegte Rolle. Sie geht als Freundin Steffi von der Bühne ab, um in den nächsten 3 Sekunden als Franzis enttäuschte Mutter vom Seiteneingang wieder das Geschehen im Publikum voranzutreiben. Dabei nimmt sie spielerisch die Zuschauer mit.

Lars Dickel ist verantwortlich für all die Männer im Leben von Franzi. Dickel spielt mit vollem Körpereinsatz – da gehört auch schon mal ein Sturz dazu – und gibt jeder Figur eine individuelle Note. Mimik und Gestik sitzen bei allen Schauspielern auf den Punkt, so dass eine wunderbare Illusion für den anwesenden Zuschauer entsteht. Während dem Blick in die Vergangenheit zeigen sich auch die Details des Bühnenbildes und wie schnell es sich im Spiel selbst umgestalten lässt. Dabei unterstützt die Technik mit „Tinder-Fotos“ und Video. Es macht Spaß auf die einzelnen Feinheiten zu achten und der eigenen Assoziation freien Lauf zu lassen. So wird auf einmal auch das Bild (gemalt von Marika Kotulla) zum Mittelpunkt und die Möhre erinnert an….  – aber sehen sie selbst.

Stimmen aus dem Publikum:

„Es gefällt mir richtig gut. Spielerisch super. Die Pointen sind gut gesetzt. Wirkt. Irgendwie ist es für jede Alterssequenz immer noch aktuell. Hier lacht jedes Alter.“
Furkan (26, Köln), glücklich vergeben und nicht auf Tinder.

„ 2 mal haben wir uns bestimmt schon erkannt. Es gibt Typen – ja – die gibt es. Aber wir verraten nicht wo. Alle Charaktere haben wir hier mit dabei. Super unterhaltsame Darstellung – wir suchen ja zum Glück nicht mehr.“
scherzte der Freundeskreis aus Schwelm-Hückeswagen (in Anlehnung an das Stück) – 6 Paare im Alter von 53 bis 73 stimmt sich im LEO traditionell auf den Jahreswechsel ein – kulturelles Vorglühen.

„Die Wandlungsfähigkeit der unterschiedlichen Personen – genial. Bewundere ich. Ich bin jedes Mal sofort wieder dabei. Ein bisschen leide ich ja mit Franzi.“
Josephine (26, Köln), die in der Pause ganz gewissenhaft auf den Barhocker aufpasste.

„Es ist leichte Kost, unterhaltsam, gut umgesetzt. Ich mag aber mehr Tiefgang – so wie „Frau Müller muss weg“
Bianca (56, Ennepetal), die in männlicher Begleitung da war und häufiger ins LEO kommt.

„Die Geschichte ist witzig, womit sich die heutige Jugend jetzt beschäftigen muss. Die Realität ist einfach oft anders als im Internet.“
Gabriela Singer (59, eigentlich aus Österreich, aber jetzt Schwelmerin), die seit 10 Jahren verheiratet ist und ihren Mann im Vereinswesen (Kaninchen-Zuchtverein) kennengelernt hat – es habe sich ergeben.

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