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Der Schwarzmeer Kosaken-Chor mit ihrem Ataman Peter Orloff brauchten nur einige Takte, um das Publikum zu gewinnen. Innerhalb weniger Minuten war dem Publikum im ausverkauften LEO Theater klar, dass hier langjährige Profis auf der Bühne stehen und ihre Stimmen und Instrumente im Griff haben. Die Standing Ovation und die Beifallstürme waren gleich vorprogrammiert. Ohne technischen Schnick-Schnack füllten die elf Musiker den Raum und berührten die Zuhörer zwei Stunden während eines grandiosen Konzerts. Und die gute Nachricht: Peter Orloff und die Schwarzer-Kosaken geben eine Zugabe: 10. Dezember 2024, 19 Uhr. Der Vorverkauf beginnt in wenigen Tagen.

Zehn Männer und eine Frau wie Orloff betonte, „nicht Quote, sondern Qualität“. Irina Kripakova – eine echte Virtuosin an der Domra (eine Schalenhalslaute mit 3 Saiten) begeisterten das Publikum restlos. Hätte die ehemalige Klaviermanufaktur nicht so dicke Mauern, die Hagener und Wuppertaler hätten sich gewundert, was in Schwelm geboten wurde – welch voluminöse Stimmgewalten! Aber so blieben die hinreißenden harmonischen Töne im Ibachhaus und umhüllten die Zuhörer. Edith Holthaus (85, Schwelm), die in Begleitung ihrer Tochter Anja Koschollek (54) den Abend genoss, verriet „Ich bin so empfänglich für diese Musik. Es ist sehr ergreifend. Aber wir haben genügend Taschentücher mitgenommen.“ Die kurz darauf beim „Ave Maria“ gesungen von dem Soprano (männlicher Sopran) Igor Ishchak verstohlen zum Einsatz kamen und dann immer griffbereit blieben. Die Emotionen wechselten sich aufgrund des einfühlsamen abwechslungsreichen Liedarrangements rasant ab und die Zuschauer gingen selbständig mit und genossen jeden Ton. Sobald Slava Kripakov seine Kontrabass-Balalaika schwingen ließ, wurde in den Zuschauerreihen das Sitztanzen etabliert. Da ging nicht nur „Auf der Straße nach St Petersburg“ die Post ab.

„Die Zeiten ändern sich – ich bleibe“

Der Gefangenenchor aus der Oper Nabucco (Verdi) setzte sich spontan in den Zuschauerreihen fort. Egal ob russisch, deutsch, italienisch oder international gesummt, das Publikum war begeistert dabei. Im Schwarzmeer Kosaken-Chor singen seit der Gründung, so Orloff, „Russen, Weißrussen und Ukrainer zusammen“, Er betonte: „Die Politik kann noch vieles von der Musik lernen.“ Orloff (Jg. 1944) selbst ist bereits seit 65 Jahren Mitglied im Chor. Sein Vater hat ihn mitgegründet (1930) – aber er sei nicht deswegen Mitglied geworden, sondern vielmehr „trotzdem“. Die übrigen Sänger hätten ihn gerne dabeigehabt – gegen den Willen des Vaters. Orloff scherzt „Meine Karriere hat das Rentenalter erreicht – ich zum Glück noch nicht.“ und „die Zeiten ändern sich, ich bleibe.“ Der Vollblut-Musiker ist breit aufgestellt und erklärt „eine Stimme hat Möglichkeiten und es kommt darauf an, was ich daraus mache.“ Richtig, wer bei Peter Orloff an den Hitparaden-Star und dem sehr erfolgreichen Schlager „Ein Mädchen für immer“ denkt, oder an „Der Junge mit der Mundharmonika“ (Bernd Clüver), der aus seiner Feder stammt, oder an seine Komposition „Du“ für Peter Maffay,“ oder den „Dschungelkönig der Herzen“ (RTL, 2019), oder seine Stiftung „Fly & Help“, oder, oder…..

An diesem Abend war er Bariton (u.a. „Das Wolgalied“) und Musikalischer Gesamtleiter des Chores. Dabei wird der Begriff Chor für dieses musikalische Erlebnis nicht gerecht – denn jedes Mitglied ist ein ausgezeichneter Solist und wechselt spielerisch zwischen Chorgesang und Solo. Nach der Pause hatte Orloff eine Überraschung für das Publikum parat. Den Künstlern gefalle es mit dem Publikum und dem aufmerksamen Theaterchef Andreas Winkelsträter im LEO Theater so gut, dass man nächstes Jahr, am 10.12.2024, ein Weihnachtskonzert geben möchte. An diesem Tag würde sein Vater Nicolai S. Orloff 124 Jahre alt (1990 verstorben) und Peter Orloff fügt verschmitzt hinzu „ich bin Aszendent Löwe – da ist das LEO der perfekte Ort.“ Dies haben die beiden Herren Orloff / Winkelsträter mal eben in der Pause festgemacht. Der Vorverkauf startet in wenigen Tagen.

Selbstverständlich verabschiedete man sich ebenfalls gemeinschaftlich – Publikum und Musiker – mit dem Wiegenlied „Guten Abend, Gute Nacht.“ (Brahms). Im Foyer schwärmte Kornelia Schankien (68, Wuppertal-Elberfeld) – „es war traumhaft. Ich werde da noch lange was von haben.“ und eine Dame ergänzte „hier kannst du wirklich sehr gut alleine hingehen, die Atmosphäre ist richtig gut, triffst aufgeschlossene Leute und der Leiter des Theaters ist sehr achtsam.“

Erlebnisse am Rande:

„Moin, ist nicht dein Ding, oder?“ fragte Sieglinde Scheweling (80, Schwelm) per Whatsapp ihre Tochter Nina Hartmann (49) am Morgen und fügte die Konzertankündigung aus der Zeitung dazu. Von wegen – am Abend waren sie beide im LEO und genossen das Ereignis. Die Mutter freute sich über ihre spontane Tochter – aber: „Wenn nicht so hoch Schnee liegt, dann wäre ich auch alleine gegangen. Im LEO ist man gut aufgehoben.“ So aber konnte die Tochter staunen, wie textsicher ihre Mutter ist.

 Wer mehr über den Chor und seine Geschichte wissen möchte: www.schwarzmeerkosaken.de oder Peter Orloff, der im Foyer noch lange Gespräche führte und gerne Erinnerungsfotos schoss www.peter-orloff.de

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