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Auf dem Weg nach München und dann nach Madrid (Spanien) machte der Weltstar Peter Shub Halt im LEO Theater (Schwelm) und versprach dem restlos begeisterten Publikum: „I come back“ (Ich komme wieder). Der Preisträger des Silbernen Clown Award des internationalen Monte Carlo Circus Festivals ist nicht nur den Zirkusgängern (Circus Roncalli, Cirque Du Soleil, Circus Knie) ein Begriff, sondern hat viele Menschen auch durch seinen Auftritt bei Dieter Bohlen „Das Supertalent“ (2020) für die Clownerie und der leisen Kunst der Pantomime gewonnen. Der Amerikaner (66) versteht es, wie kein zweiter, mit seinem Publikum zu spielen – und dies genossen die Zuschauer hautnah. Kein Manegen Rand oder eine Fernsehmattscheibe trennte sie. Ein großer Clown ganz nah.

Während alle gespannt auf die schwarze offene Bühne sahen, pirschte sich Shub ganz leise von der Seite an – versteckt hinter Tüchern. Erst hörte man ihn leise Klavierspielen – kein Wunder, wir sind ja im Ibachhaus – dann rumpelte es und schließlich gab er sich zu erkennen. Ganz langsam zog er die Zuschauer in seinen Bann und erzählte im Gespräch: „Ein Clown spielt immer direkt mit dir – nicht wie die Schauspieler, die dir etwas vorspielen. Du bist dabei.“ Und wie das Schwelmer Publikum mit dabei war – so hieß es später vom Technikpult „die können wir mitnehmen zu den nächsten Auftritten.“

Shub beobachtet sein Publikum ganz genau, greift die Reaktionen auf und gibt sie weiter. Wer da wen beeinflusst, bleibt verborgen. Auf der Bühne ist es leise, er spricht nur durch seinen Körper. Jeder weiß, was gemeint ist, und aus dem Publikum kommen die Geräusche. Shub und der Saal liefern sich u.a. ein Mikrofon-Wettstreit. Zudem sei er froh, heute könne man mit dem Husten, Räuspern auch wieder spielen. Die Sprache der Pantomime versteht jeder auf der Welt. Der LEO-Chef Andreas Winkelsträter hatte bei der Begrüßung schon festgestellt „Ich kenne keinen Menschen, der so viel so lange ohne Worte ausdrücken kann.“ – Er hatte recht. Hin und wieder verlässt Shub aber die Welt der Pantomime und überrascht mit einem erfrischenden Denglisch, eine Mischung aus Deutsch und Englisch. Das verdutzte Publikum bekommt den Tipp bei Verständigungsschwierigkeiten, frag den Nachbarn – immer so weiter….In Schwelm fand sich schnell jemand, der dolmetschte.

Das Leben ist der rote Faden

Sein Programm bettet er in das amerikanische Kindergartenlied „Row, row, row the boat“ ein. (deutsche Übersetzung: Rudre, rudere dein Boot. Sanft hinab den Fluss. Fröhlich, fröhlich, fröhlich nur, weil’s ein Traum sein muss).
Er lächelt verschmitzt, es sei einfach zu singen und zeige sehr gut seine Intention „Ich möchte, dass die Leute die Welt nicht so ernst nehmen. Take es leicht. Sie ist schön.“ Er sähe die Welt und mache das Lachen.

Shub hat Soziologie in den USA studiert und sein Wissen auf das Theater übertragen. Hier käme jeden Abend eine neue Gruppe von Menschen zusammen, die sich nur für den einen Moment treffen, gemeinsam agieren und fröhlich sind. Wer sich auf Shub einlässt, reist mit ihm durch viele kleine großartige Szenen des Lebens mit alltäglichen Dingen und spielt womöglich selbst mit dem Luftballon mit ihm, kostet Basilikum oder wickelt eine Toilettenpapierrolle wieder auf. Schnell ist klar, hier musst du keinen künstlerischen roten Faden suchen und verstehen – hier musst du dich nur auf den mitreißenden Shub einlassen und ihm gedanklich folgen und genießen. Das Leben ist der Faden und mit ihm an dem Abend sehr fröhlich

Übrigens, wir haben in der Garderobe nachgefragt – Es war kein künstlicher Finger etc., der so aus sich herauswuchs und sich genial überraschend bewegte. Shub hatte ihn sofort parat und meinte: „Sie können das auch.“ Er trainiere nur bereits über 40 Jahre und „jeder Mensch ist einzigartig“.

Stimmen aus dem Publikum:

„Die vielen Interaktionen mit dem Publikum finde ich ungewöhnlich – die machen hier wirklich alle mit. Es ist genial, wie schnell er den guten Kontakt zu den Zuschauern findet. Gelungener Abend.“
Heike Bein (62, Schwelm) hatte sich ganz spontan zum Theaterbesuch entschieden

„Das ist verrückt – eine Duplizität der Ereignisse. Vor 30-40 Jahren hat er mich schon einmal in die Roncalli Manege geholt. Wir sehen uns jetzt live zum 2. Mal – da war nichts abgesprochen. Geht’s du jetzt hin, oder bleibst du sitzen? Alles kein Problem – man muss ihm folgen. Besonders in dieser intimen Atmosphäre. Es ist schön, sich in der heutigen lauten Zeit auf die leise Welt der Pantomime einzulassen. Das muss man können. Es erfordert Konzentration.“
Wolfgang Reising (74, Wuppertal) staunte, wie er mit kleinen Dingen (Papierschnipsel, Toilettenpapier, Luftballon) großartig mitspielen durfte

„Ich habe das Programm vom LEO im Internet gelesen. Ich kannte ihn und das LEO nicht. Aber Circus und Clownerie sagte mir zu und ich hatte Zeit. Fritz Eckenga habe ich leider verpasst. Toller Abend, sehr schönes Theater – ich komme wieder.“
Jürgen Voswinkel (64, Essen), der das LEO für sich entdeckte

„Ich wollte heute eigentlich einen Ausflug zum Hermannsdenkmal machen, lese im Zug aber von dieser Veranstaltung und bekomme tatsächlich telefonisch noch eine Karte. Da die Züge heute sowieso alle ausgefallen sind oder Verspätung hatten, bin ich einfach umgedreht. Eine gute Entscheidung. Ich mag Clowns und der hier ist wirklich gut. Hier muss / darf das Publikum richtig mitmachen.“
Jürgen Kelbel (Schwelm, Jg. 55), der sich spontan um entschieden hatte und es nicht bereute.

„Ich habe die Karte meiner Mutter zum Geburtstag geschenkt. Ein schönes Geschenk. Ideal. Sie mag diese Art.“
Kevin Lenti (Schwelm, 35), der seine Mutter eingeladen hatte und selbst viel Spaß hatte.

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