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Sie kamen zu Dritt auf die LEO Bühne – die Film-und Fernsehlieblinge Christine Sommer, Martin Brambach und seine Gitarre. Zur Überraschung des Publikums eröffnete Brambach die Lesung „Diese einsamen Nächte“ musikalisch. So dass man gleich gespannt sein durfte, was denn wohl noch bei dieser Lesung passieren würde. Soviel sei verraten, Christine Sommer verzichtete gekonnt bei ihrem musikalischen Beitrag auf jegliche Begleitung. Die Zuschauer waren begeistert von den musikalischen Intermezzi, um sich danach wieder voll und ganz auf die gesprochenen Worte zu konzentrieren. Das Ehepaar Sommer/Brambach hatte hiervon viele im Gepäck und führten die Zuschauer durch 300 Jahre Literatur – alles Liebesbriefe; teils außergewöhnliche Einzelexemplare teils brisante Briefwechsel.

Brambach gab gleich zu Beginn den ultimativen Hinweis: „Um einen guten Liebesbrief zu schreiben, musst du anfangen, ohne zu wissen, was du sagen willst, und endigen, ohne zu wissen, was du gesagt hast.“ (Jean- Jacques Rousseau,1712 – 1778, ein Wegbereiter der französischen Revolution). Die beiden Schauspieler ließen die Briefeschreiber und deren Gefühle auf der Bühne allein durch ihre Stimme und Mimik wieder aufleben. Es entstanden wunderschöne intime Momente. Die Zuschauer durchlebten die unterschiedlichen Stadien einer Liebe – angefangen von dem sich langsam Annähern über dem „Wir-Gefühl“ bis zur Trennung und der Liebe nach dem Tod hinaus. Sie hofften, litten und lächelten mit den historischen Berühmtheiten. Lebendig wurde die Gefühlswelt u.a. von Napoleon, Kaiserin Sissy, Heinrich Kleist/Henriette Vogel, Mozart, Elenora Duse, Brecht, Tucholsky, Simone de Beauvoir, August Strindberg, Adele Sandrock/Arthur Schnitzler, Henry Miller. Sommer/Brambach berührten. Vorlesen ist nicht gleich Vorlesen – hier wurde lebendige Perfektion geboten – wer sich drauf einließ, der erlebte keine einsame Nacht, sondern vielmehr einen bereichernden Abend.

Im Foyer wurde heiß diskutiert – „Schreiben Frauen emotionaler als Männer? Oder hat Sommer einfach nur emotionaler vorgetragen als Brambach?“ Die Meinungen gingen hin und her – einig war man sich aber: Die damals geschriebenen Worte seien sehr viel bewegender als die heutigen Whatsapp Emojis. Verschmitzt erhielt ein Zuschauer von seiner Begleiterin den Tipp: „Drei Wörter auf der Rückseite der nächsten LEO Eintrittskarten wären auch o.k.“ Gelegenheit hierzu gibt es noch viele. In dieser Herbstwoche hat das LEO gezeigt, wie vielfältig es aufgestellt ist und was es bietet. Von Musical, über Elvis, Clownerie bis hin zu einer sensationellen emotionalen Lesung. Der restliche Monat gehört nun den Eigenproduktionen: der Karaoke Komödie „Machos auf Eis“ – wieder mit Robin Schmale (vgl. Musical N!ght) – den Komödien „Frau Müller muss weg!“ sowie „Die Wunderübung“.

Stimmen aus dem Publikum:

„Richtig gut. Ich hatte keine Erwartungen. Ich bin angenehm überrascht. Es ist doch etwas total Tolles, sich vorlesen zu lassen – und das auch noch von zwei grandiosen Künstlern. Wer genießt das nicht? Diese Briefe, diese Worte – was die so ausdrücken konnten und heute nur noch Whatsapp.“
Paul Pompetzki (60, Schwelm) sinnierte über die Entwicklung des Schreibens

„Mir hat alles gefallen. Großartig. Fantastisch vorgetragen – genauso wie man sie aus dem Fernsehen kennt. Vorgetragen mit solch einer unheimlichen Hingabe. Ich bin echt begeistert.“
Bettina Flathmann (64, Wuppertal), die mit der Autogramm-Karte in der Hand über das ganze Gesicht strahlt

„Ich mag ihn aus seiner Tatort Rolle, mag seine Bodenständigkeit, die Integrität der Rolle. Der Griff zur Gitarre hat mich echt überrascht. Kurzweilig ausgewählte Texte – ein unterhaltsamer Abend. Wir waren zum ersten Mal im LEO, aber ganz bestimmt nicht zum letzten Mal.“
Brigitte Bäuerlein (60, Gevelsberg), die im Foyer die Gelegenheit zu einem gemeinsamen mit Foto mit Martin Brambach nutzte – ihr Mann war der Fotograf. Auch das mag ein Ausdruck von Liebe sein.

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