Publikum feiert Stefan Jürgens bei Vorpremiere im LEO

Das Publikum im LEO Theater hatte die seltene Möglichkeit, eine Voraufführung zu erleben. Stefan Jürgens, ein facettenreichen Künstler, der nicht nur als Schauspieler (u.a. Tatort, SOKO Wien), Kabarettist (Samstag nacht, RTL), sondern auch als Musiker überzeugt, hatte sich für seinen ersten Programm-Durchlauf vor Publikum das LEO Theater ausgesucht. „Die Texte sind einigermaßen fertig, das Programm auch, aber noch nichts eingespielt – logisch, denn ihr seid das erste Publikum“, so Jürgens. Die Schwelmer seien Geburtshelfer und Versuchskaninchen gleichermaßen. Er prophezeite: „Ich werde sehr viel stammeln, mich komplett verheddern, verzweifelt mit den Armen rudern und wahrscheinlich anfangen zu weinen.“

Davon trat aber nichts wirklich ein – anstatt zu weinen wurde herzhaft miteinander gelacht und ein toller Abend miteinander verlebt. An der Gitarre begleitete ihn Matthias Kahra, mit dem er vor 20 Jahren zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne gestanden habe, erzählt Stefan Jürgens. Ihm hatte das Publikum nicht nur einen fantastischen Sound zu verdanken, sondern auch ein übersprungenes Lied. Ihm fiel es auf, dass im Ablauf ein Song vergessen wurde. Selbstverständlich wurde das Lied mit einem verschmitzten Lachen nachgereicht. Es war herzhaft ehrlich, nicht künstlich, sondern menschlich. Getreu seinem Appell: „Lasst uns tun, was uns gut tut, ohne daran zu denken, was alles gut wäre.“ Es hätte alles viel viel schlimmer kommen können – in den letzten 60 Jahren, so Jürgens.

Stefan Jürgens nahm das Publikum mit auf die Reise als Boomer, geboren am Karnevalsdienstag 26.02.1963 in einer Kleinstadt – aufgewachsen zwischen einem Schlachthof und einem Beerdigungsunternehmen. Vorbei an prägnanten Lebensstationen bis hin in die Zukunft, vermischt immer mit persönlichen Erfahrungen und gesellschaftlichen Themen. Er weckte im Publikum eigene Erinnerungen oder aber auch Fragen der jüngeren Generationen „Münztelefon, ok – kann ich googeln, aber von wem spricht er jetzt?“. Die älteren Nachbarn konnten hier schnell aushelfen.

In dem kleinsten Konferenzraum der Welt (auch als die Damentoilette bekannt) war Jürgens selbstverständlich Thema Nr. 1 und es hieß: „Fantastisch – die Stimme, die Lieder, die sind soooooo…“ Tja, wie sind sie denn jetzt? Jede Besucherin wusste Bescheid, was die Sprecherin meinte, aber keine fand das richtige Wort. Die Vorschläge „tiefsinnig, zu Herzen gehend, berührend, emotional, es packt mich, authentisch – die musst du zweimal hören, nein dreimal“ – es umfasste das Erlebte nicht, die Lieder sind einfach „sooooo“ – und jeder, der an dem Abend dabei war, wusste Bescheid. Darüber war man sich einig.  „Super humorvolle Überleitungen,“ hieß es zudem „Die sind für meinen Mann, da kann er einfach lachen. Da kennt er sich aus.“ Ungläubig und gleichzeitig berührt hieß es: „Das hat er bisher noch nie vor Publikum gespielt? Wir sind die ersten? Wir sind dabei! Meine Güte, wie soll das erst werden, wenn er es öfter gespielt hat? Für mich ist es jetzt schon gelungen.“ „Richtig persönlich. Der Mann kann was. Wahnsinn.“ Den zweiten Teil wollte hier niemand verpassen.

Jürgens verriet nach den Zugaben im Gespräch „Es war eine herrliche Vorpremiere. Ich habe es sehr genossen. Es war eine nervöse Geschichte, wenn du selbst weißt, du bist noch nicht auf der Höhe – weit entfernt von eingespielt.“
Aber: Die Standing Ovations sagten alles: Ein sehr gelungener Start in die zukünftige Tournee. Alles Gute!

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