Die Frauen des LEO Theaters zeigen diesmal, dass sie auch Komödie können, nicht nur Krimi. Zuletzt sah man so viel Frauenpower in „8 Frauen“. Diesmal sind sie zwar nur zu viert (Vanessa Ambrosius, Nathalie Solmecke, Michelle Lüling, Alissa Schwichtenberg) – und André Bornhöft. Aber sie lassen es kräftig krachen. Es darf gelacht werden – nicht nur auf der Bühne, sondern ganz besonders viel im Publikum.

Im Publikum saß ebenfalls die junge Regisseurin Carina Mischke (27, Köln), die gespannt ihr Erstlingswerk am LEO Theater verfolgte und erleichtert feststellte: „Ich habe jeden Lacher genossen – die haben wirklich toll gespielt.“ Im Gespräch verrät sie: „Ich habe das Stück von jetzt auf gleich übernommen, nachdem Carola Schmidt ausgefallen war. Es war ein Blindflug. Ich kannte hier niemanden, bin aber sofort toll aufgenommen worden. Das LEO ist richtig familiär und die Arbeit hat mir hier sehr viel Spaß gemacht. Ich musste ins Blaue hinein besetzen, zuerst mit Online Meetings.“ Dies ist ihr, wie die Premiere zeigte, ausgesprochen gut gelungen, denn: Das Originalstück sieht 6 Frauen und 2 Männer vor. Aufgrund des Zeitplans des Ensembles musste das Stück auf vier Frauen und einem Mann übertragen werden. Dabei ist definitiv nichts verloren gegangen. Die vier LEO Frauen haben soooo aufgedreht und die Bühnenpräsens von André Bornhöft reicht locker für 2 Männer. Sein Spanisch Kurs wurde im Foyer noch oft zitiert.

Man muss nicht unbedingt den Film „Ein seltsames Paar“ von Neil Simon parat haben, um den Abend genießen zu können. Neil Simon hat ein paar Jahre nach dem Filmerfolg die weibliche Version „Ein ungleiches Paar“ geschrieben. Die Pointen sitzen, die Wortwitze fliegen – die Ladies überzeugen. Souverän erfüllt jede Dame ihr Bühnen-Ich. Alle Damen gehen voll in ihrem Spiel auf – da kann auch eine sich ungeplant selbständig öffnende Tür im Hintergrund die Schauspielerinnen nicht aus der Ruhe bringen. Es ist live und sie sind in ihrem Element, was das Publikum liebt. Die Damen sind Profis und wissen zu begeistern. Respekt, es ist nicht leicht, konzentriert zu bleiben, wenn das Publikum über Dinge schmunzelt, die man selbst nicht sehen kann.  Es ist spannend zu beobachten, wie sich die Charaktere weiterentwickeln. Mischke dazu: „Es ist nicht nur lustig, es geht um was. Zwischenmenschliche Beziehungen, Freundschaft, Verlustängste und die unterschwellige Frage „Was macht uns glücklich?““

Wer sich schon immer gefragt hat, was Frauen sich erzählen, wenn sie sich zu einem Mädelsabend treffen – hier ein Trivial Pursuit- Abend (das Brettspiel mit den Wissensfragen und den Törtchen), der wird es auf jeden Fall im LEO erfahren. Beim weiblichen Publikum sah man ganz viel Zustimmung und bestätigendes Kopfnicken – und es hieß „Genauso ist es. Solche Gespräche habe ich bereits mit meinen Freundinnen geführt.“

Kurz zum Inhalt:
Die Freundinnen spielen Trivial Pursuit – mit nicht ganz so trivialen Fragen. Erörtern ihre Lebenssituationen und erfahren, dass Florence, nach 14 Jahren Ehe (2 Kinder) von ihrem Mann vor die Tür gesetzt wurde. Selbstverständlich darf Florence in der Bühnenwohnung bleiben, so dass das Publikum die Weiterentwicklung aus erster Hand erfährt. Das Stück ist schrill, überspitzt und hat ganz viele kleine Jokes versteckt. Sogar für die notwendigen Umbaupausen – von alleine verwandelt sich eine sehr belebte Wohnung nicht in eine Musterwohnung – gibt es eine raffinierte Überraschung für die Zuschauer. Diese wird an dieser Stelle ganz bestimmt nicht verraten – das war super und hat allen sehr viel Spaß gemacht. Das Publikum entscheidet sich zum Lachen – auch wenn man in der Pause bei einigen Gesprächsrunden hört: „Eigentlich ist es schon traurig, dass es so ist und das es immer wieder passiert im Leben.“ Es gab viele Möglichkeiten sich selbst wieder zu entdecken und seine eigene Geschichte zu verarbeiten. Die Inszenierung von Mischke lässt dem Publikum die Möglichkeit, das Stück flach zu genießen oder sich in die Tiefen der Gedankengänge zu begeben. Jeder so, wie er mag. Auch an jeden Humor-Typ ist gedacht worden. Der feine kleine Wortwitz, der im Abgang brennt oder der skurrile Klamauk. Es ist perfekt gewürzt für einen unterhaltsamen Abend.

                                                                                                                                                                                   Stimmen aus dem Publikum:

Silke (Ü50, Gevelsberg), die sich an den Film erinnerte: „Super lustiger Abend, erfrischend. Ich bin absolut begeistert. Auf jeden Fall klasse. Als die Krankheiten auftauchten, war sofort wieder alles da. Einfach gelungen.“

Sigrun (Ü60) und Jutta (Ü70) aus Schwelm überlegten in der Pause: „Man muss gucken, wie es sich auflösen wird. Es ist sehr schnell, schrill.“

Martina (Ü50, Gevelsberg), die von der Umbaupause schwärmt: „Dieser Pausenfüller – einfach nur cool! Sowas habe ich noch nie erlebt. Es ist spritzig, erfrischend. Der Abend geht schnell rum.“

Andrea (Ü50, Ennepetal) gab zu:
„Ich jammere auf ganz hohem Niveau. Die Stücke hier im LEO sind immer sehenswert. Die jungen Leute sind gut drauf. Aber diese wird nicht mein Lieblingsstück.“

Florian (Ü30, Ennepetal), der sich als allgemeiner Freund der Comedy bezeichnete:
„Ich habe Tränen gelacht – da sind Witze mit dabei. Ich fand´s einfach herrlich! Allein die Interaktion zwischen den Schauspielern. Sie haben es auf die richtige Spitze getrieben. Das ist meins.“

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