Tötter, tötter, tötter – bereits im Vorfeld herrschte eine ausgelassene erwartungsfrohe Stimmung unter den 160 Teilnehmern. Jede(r) ölte, wärmte seine Stimmbänder auf. Gleich ging es los – der erste Mitsingabend im LEO Theater unter Kooperation der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege. Die sympathische Schwelmer Musikerin Lea Bergen (29) hatte die Idee und leitete souverän als Gastgeberin die unterschiedlichen Stimmen durch den Abend. Die Premiere ein voller Erfolg. Und so gibt es bereits den nächsten Termin „Schwelm singt“ – am 2. Oktober 2024, 20 Uhr
Im Publikum wurde die Sängerin unterstützt durch Mitglieder ihres eigenen Chors („Unbenotet“), die sich dieses Ereignis nicht nehmen lassen wollten und beeindruckend hören ließen, wie Mehrstimmigkeit perfekt klingen kann. Die Premiere – was zaghaft als Experiment bezeichnet wurde – war auf der ganzen Linie geglückt. Die Teilnehmer voteten einstimmig für eine Fortsetzung. Im Herbst am 2. Oktober 2024, 20 Uhr heißt es dann „Schwelm singt II“. Der Vorverkauf ist bereits gestartet. Obwohl es wohl korrekterweise heißen müsste, was Lea Bergen kurz feststellte: „Schwelm und Umgebung singt“. Ennepetal, Wuppertal, Hagen, Bochum, Gevelsberg, Wetter,….. – alle waren gekommen.
Im Vorfeld hörte man oft in den Gesprächen „ich glaube nicht, dass ich singen kann, aber es macht mir irgendwie Spaß“ – und Spaß hatten wirklich alle. LEO-Chef Andreas Winkelsträter entkräftete gleich bei der Begrüßung eine Befürchtung „Sie können hier so laut singen, wie Sie möchten – Sie stören niemanden – die nächsten Mieter ist die Polizei im 4. Stock.“ So aufgemuntert ging es los: Lea Bergen fing die vielen Stimmen gekonnt ein und formte einen gelungenen Abend. Die anfängliche Skepsis war schnell vergessen und innerhalb weniger Sekunden herrschte eine ausgelassene Partystimmung. Die Regeln waren sofort klar „habt Spaß, seid laut. Scham gibt es heute nicht! Bewegen und Tanzen ausdrücklich erlaubt.“ und – „wer Harmonien singen kann – gerne. Wer sich fragt, was Harmonien sind – auch sehr sehr gerne.“ Jeder Sänger / Sängerin hatte die Möglichkeit seine ideale Position zu finden – ob im Sitzen oder an den Stehtischen. Bergen übernahm an ihrem Flügel die Führung – wenn leise, dann leise, wenn kräftig, dann laut. Die Texte konnten – wer nicht sowieso liedsicher war – spielend an der Leinwand abgelesen werden. In der Pause wurde versucht in einer kleinen Runde das Phänomen „Warum kenne ich den Text von „Griechischer Wein“ (Udo Jürgens) und „Flowers“ (Miley Cyrus)?“ zu ergründen. Eine befriedigende Antwort konnte in dem Gesprächskreis nicht gefunden werden, aber noch viele Lieder, die man auch so einfach mitsingen konnte. „Einfach mitsingen und Spaß haben“ – das war das Geheimnis des Abends.
Bergen ist dabei die perfekte Gastgeberin – mit ihrer herzlichen offenen professionellen Art hat sie schnell die Teilnehmer erreicht und die Sänger fühlten sich einfach nur wohl. Da braucht man keine Chorausbildung um ihr folgen zu können. Ihre ermutigenden Gesten sind unmissverständlich. Jeder Ton war willkommen. Bergen stellte lächelnd charmant von der Bühne fest: „Akustisch sehr interessant – hier vorne.“ und bedankte sich bei ihrem großen zufälligen Chor im LEO für den wirklich schönen Abend. Ob auf der Bühne oder im Publikum, ob Profi oder „Einfach nur so Sänger“ – es war eine wundervolle Gemeinschaft. Die Liedauswahl war perfekt – englisch deutsch – für jeden war etwas dabei – egal aus welchem Jahrtausend. Und wenn es mal ein bisschen bei den Strophen ruckelte – spätestens beim Refrain waren wieder alle Stimmen kräftig dabei. Ja, es konnte sogar zwischen männlichen und weiblichen Stimmen unterschieden werden. Die Männer gingen nicht unter – und wer hätte das gedacht – diejenigen, die nur als Fahrer für die weibliche Begleitung fungierten waren schwer zu finden. Hier stimmte jeder voller Emotionen ein. Egal, welche Stimmlage – hier hatte jede(r) seinen Spaß. Wer bei Vicky Leandros nicht nur an „Wir lieben das Leben“ denkt, sondern auch an „Theo, wir fahr’n nach Lodz“ der sang im Foyer beschwingt weiter und nahm seine gute Stimmung mit in die Nacht.
Stimmen aus dem Publikum:
Susanne (57, Wetter) gesteht „ich bin die Mitgebrachte“ und Mathias erklärt (57, Wetter), „ich habe es ganz klein in der Zeitung gelesen und war neugierig. Die Idee ist so toll. Da lohnt sich der Weg und die haben Parkplätze hier. Das ist in Dortmund ganz anders. Das Ambiente im LEO ist klasse. Das ist für uns heute ein echter Gewinn – wir haben das LEO kennengelernt und kommen ganz bestimmt wieder. Das Programm liest sich sehr gut.“
„Mega, in der Gruppe zu singen. Egal, wie die Stimme ist, Singen verbindet einfach und macht glücklich. Die Mädels mit am Tisch haben wir heute erst kennengelernt. Es ist als ob wir schon seit Jahren eine WG hätten. Die sind hier alle WG fähig. Einfach nur schön. So ein gemeinsamer Abend gibt einem so viel.“ schwärmt Jane Auf dem Kampe, die als Mitglied des Duos „ACAJA (Guitars’n’Voices)“ auch den Blick von der Bühne kennt und weiß, was dort gerade geleistet wird.
„Ich singe gerne, trällere aber nur zu Hause und ärgere meinen Mann damit. Ich kenne diese Abende aus der Kur. Einfach gut.“ so Sabine Holthaus (Ennepetal), die alleine gekommen war, weil keiner mitwollte aber schnell gemeinsam sang.
Uwe Sebeczek (60, Ennepetal) und Ulf Günther (64, Schwelm), die verschmitzt ihre Sangeskünste gegenseitig lobten, denn:
„Wir haben uns am Eingang zufällig getroffen. Kannten uns bisher noch nicht. Aber gemeinsam Singen macht einfach Spaß. Besser geht doch nicht!!! Super Veranstaltung. Super lebhaft. Von der 1. Minute ist man mit dabei, wo hat man das schon.“
„Wir sind die, die im Auto laut singen. Wir können zu zweit auch dreistimmig. So ein Abend wie heute, muss einfach wiederholt werden. Es ist großartig. So was braucht Schwelm – besonders nach Corona und der ganzen aktuellen Lage. Richtig feiern.“, so die Ur-Schwelmer Mädelsgruppe Sumi, Nadine, Sonja und Anne, die bewusst auf ihre Männer verzichtet haben