Der Mörder ist bekanntlich immer der Gärtner. Doch im französischen Landhaus des wohlhabenden Fabrikanten Marcel gibt es keinen Gärtner, noch nicht einmal einen Mann – stattdessen: „Die acht Frauen“. Eine höchst spannende und zugleich äußerst unterhaltsame Krimikomödie im Schwelmer LEO Theater. Und, um es vorwegzusagen, eine brillante Inszenierung bis zum überraschenden Ende.
Ein begeistertes Premierenpublikum spendete langanhaltenden Schlussapplaus für eben diese acht Frauen, die sich gegenseitig bis aufs Messer in Verdächtigungen, Mutmaßungen, Anschuldigungen und offenen Hassausbrüchen ergingen. Dabei hatte es im Salon der einsam gelegenen Villa wie in einem vorweihnachtlichen Wintermärchen begonnen. Große Wiedersehensfreude, denn Susanne (Sophia Müller-Bienek) reiste sozusagen mit einem süßen Geheimnis aus dem englischen Internat an. Sie traf auf die Hausangestellte Chanel (Alina Timmerbeil – neu im LEO-Team), mit der sie gemeinsame Kinderjahre verbracht hatte. Mamy (Marika Kotulla), die Grand Dame mit Strickzeug und dem unverkennbaren Hang zum kräftigen Schluck bei jeder Gelegenheit, hatte mit ihrer zur Hysterie neigenden Tochter Augustine (Carola Schmidt) im Haus ihres Schwiegersohnes Aufnahme gefunden.
Gaby (Petra Reimann), die Frau des Hauses, regierte vom moralischen Sockel der Tugendhaftigkeit. Schließlich hatte sie mit ihren Töchtern Susanne und der pubertierenden Teenagerin Catherine (Natalie Solmecke) die Last der Erziehung allein zu tragen, da sich ihr Ehemann sozusagen Tag und Nacht um die Firma und die Vermehrung des Vermögens kümmerte. Bis er dann schließlich gemeuchelt in seinem Zimmer gefunden wurde. Stimmt, bisher waren es nur sechs Frauen. Die verstoßene Schwester des Opfers, die Lebedame Pierette (Nadine Bonnemeier) tauchte unter ominösen Umständen im Haus auf, in dem Hausmädchen Louise (Patricia Fanroth) scheinbar gelangweilt, keck und frech ihren „Job“ machte. Schnell wird eines klar: In diesem Fall muss der Mörder eine Mörderin sein!
Autor Robert Thomas hat mit den acht Damen alle Nuancen, Höhen und Tiefen des verlogenen bourgeoisen Lebens karikiert und in einem Verwirrspiel von gegenseitigen Verdächtigungen um Liebe, Macht und Geld in eine hoch komprimierte Handlung gepackt. Acht Leidenschaften mit ihren aufgestauten Lebensträumen, Frustrationen und Verletzungen prallen auf- und gegeneinander. In der LEO-Inszenierung des Regie-Duos Carola Schmidt und Robin Schmale wird das Publikum in einem Spannungsbogen eingefangen, in dem sich stets neue „Mörderinnen“ zu zeigen scheinen. Mit akustischer Unterstützung steigert sich die Dramatik. Lichteffekte und die Choreografie der Akteurinnen, samt geheimnisvoller Schattenspiele halten die Theatergäste in Atem. Und die entscheidende Frage erhält erst ganz am Ende ihre Antwort. Und so viel sei verraten – es war nicht der Gärtner!
Weitere Termine: 27., 28. Und 29. April, jeweils um 20 Uhr.