Wie soll man reagieren, wenn einem der Partner eröffnet, dass er/sie eine Organspende braucht? Ist Phillip bereit, seiner Frau eine Niere zu spenden? Er käme als Spender infrage, doch mit der Entscheidung ist er überfordert und zögert zunächst. Umso mehr überrascht es Kathrin und alle übrigen Beteiligten, dass ihr Freund Götz sofort anbietet, eine seiner Nieren zu spenden. Intelligent und amüsant zugleich ist das Stück „Die Niere“ vom österreichischen Erfolgsautor und Kabarettisten Stefan Vögel. Das LEO Theater zeigt das Stück ab dem 27. November (Premiere, 20 Uhr).
„Nach langer Zeit ist es wieder einmal ein Stück, das sich vom Klamauk der Landeier oder von Schenkelklopfern in Machos auf Eis deutlich unterscheidet“, freut sich Marc Neumeister, Künstlerischer Leiter des LEO Theaters, der die Rolle von Phillip übernimmt. Das Stück besteche durch intelligenten, sehr feinsinnigen Humor und erinnere da an „Der Vorname“ oder auch „Das Abschiedsdinner“.
Nach einer gemeinsamen Vorsorgeuntersuchung kommen Phillip, ein erfolgreicher Architekt, und seine Ehefrau Kathrin nach Hause. Er ist kerngesund, doch bei ihr wurde ein Nierenleiden festgestellt, weswegen sie eine Spenderniere braucht. Was nun? Die beiden erwarten jeden Augenblick Besuch von ihren Freunden Diana und Götz, mit denen sie einen sensationellen Auftrag feiern wollen, den Phillip an Land gezogen hat.
Doch nun steht ganz klar die Frage im Raum: Ist Phillip bereit, seiner Frau eine Niere zu spenden? Er ist überfordert und zögert – umso mehr Überraschung löst sein Freund Götz bei allen Beteiligten aus: Er hat die passende Blutgruppe und bietet sofort an, eine Niere für Kathrin zu spenden. Nun bricht ein regelrechter Hahnenkampf um die Organspende aus, bei dem alle Beteiligten Federn lassen müssen. Seine Ping-Pong-Dialoge werfen die Frage auf, woran sich eine Liebesbeziehung misst. Und am Ende stellt sich die alles entscheidende Frage: „Liebling, was bist du bereit, für mich zu tun?“ Das Publikum kann sich auf kontrastreiche Charaktere und jede Menge bissigen Sprachwitz freuen.
„Das 4-Personenstück bringt deutlich die Nähe der Schauspieler und Rollen zueinander, das ist wunderbar für das Spiel des Quartetts untereinander“, erklärt Marc Neumeister. Die Regiearbeit in diesem kleineren Rahmen sei wundervoll gewesen, dies mit tollen Schauspielern. Immer wieder hätten sich die einzelnen Akteure durch diese Herausforderung weiterentwickelt. Da merke man schon, dass Anika Leveringhaus und Tim Müller bereits zum Cast bei „Der Vorname“ gehörten, Carola Schmidt bei „Der Gott des Gemetzels“ mitgespielt hat. Die festen Strukturen der Ehe, aber auch der Freundschaften brechen gekonnt auseinander. „Die Ehe leidet unter den Entscheidungen und zeigt die Risse im gut situierten Leben der Paare“, erläutert Marc Neumeister. „Die Paare stellen sich die Frage, was die Liebe ausmacht und in welche unterschiedlichen Richtungen sich Liebe verschieben kann.“
„Diese Gelegenheit, dass das Leo die Niere spielt, muss ich einfach nutzen“, ist für die Schwelmerin Dana Häniche klar, dass ihre Herzensangelegenheit einem breiten Publikum, diesmal dem Theaterpublikum, vorgestellt wird. Dana Häniche ist aktive Netzwerkerin in Sachen Organspende. Genauer: sie, die 2017 selbst ein neues Organ gespendet bekam, ist „Regionale Patin für Organspende“. In dieser Funktion setzt sie auf sachliche und zielgerichtete Information. Denn über 80 Prozent der Bevölkerung stehen der Organspende positiv gegenüber, aber noch nicht einmal 40 Prozent haben ihre Haltung beispielsweise durch einen Organspendeausweis dokumentiert. Und das möchte die 49-jährige Schwelmerin gern ändern. Dass das LEO Theater durch sein Programm Dana Häniche ausgerechnet in ihrer Heimatstadt Hilfestellung leistet, kam ihr nach der Pandemiepause sehr gelegen.