Er lacht zufrieden aus der Kulisse. Und er hat allen Grund dazu. Heinz Erhardt, Wortakrobat, Musiker, Komponist und Komiker. Denn vor dem imposanten Bühnenbild mit dem lächelnden Konterfei des 1979 verstorbenen Künstlers agiert Marc Neumeister als gelte es, das facettenreiche Lebenswerk Heinz Erhards in einem Parforceritt der guten Laune zwei Stunden auf die Bühne zu bringen. Nach dem großen Erfolg im LEO Theater im Ibach-Haus exportieren die Verantwortlichen die Inszenierung unter dem Motto „LEO unterwegs“. Erste Station: Leohaus in Olfen, der Heimatstadt von Marc Neumeister.
Neumeister rezitiert, agiert, singt, hält spontan den Kontakt zu seinem Publikum und ver-sucht sich dabei nicht etwa als eine nachplappernde Kopie des großartigen Heinz Erhard, vielmehr interpretiert er einen Künstler, der in seiner fast unnachahmlichen Gestik und Mimik den Normalitäten des menschlichen Lebens auf der Spur gewesen ist.
Und diese Spur nimmt Marc Neumeister auf. In einer schier unbegreiflichen Fülle von Rei-men, die er dem Publikum förmlich entgegen schleudert, wird der große Kanon der Schaf-fensfülle Heinz Erhardts deutlich. „Noch´n Gedicht!“ – Natürlich, wir kennen diesen Heinz Erhardt, aber, ehrlich, nur in wenigen Auszügen. Neumeister sorgt dafür, dass Heinz Er-hardts Schaffensvielfalt erkennbar wird. Auf dem Weg zu dieser Erkenntnis sind Marika Kotulla und Dylan Lippert-Bruckmann in den gespielten Sketchen auf der Bühne allerbeste Wegbegleiter.
Ruben Michalik am Piano, neu in der LEO-Familie, verleiht dem Abend eine musikalische Tiefe, die dem Erbe Heinz Erhardts in besonderer Weise gerecht wird. Denn Erhardt selbst hätte sich liebend gern der Musik zugewandt. Davon zeugen die zahlreichen Kompositionen, die er der Nachwelt hinterlassen hat. Im LEO gibt Marc Neumeister dem Publikum einen Einblick auch in diese Seite des großartigen Heinz Erhardts. Und dabei bezieht Neumeister seine Zuhörerschaft auch aktiv ins Geschehen ein. Überhaupt spult er nicht einfach Erhardt-Texte ab, sondern hat stets direkten Kontakt zu seinem Auditorium. Er spielt ein wenig mit „seinem Publikum“, das ihm andererseits auch keine Antwort schuldig bleibt.
Dass die „Made“ am Ende des Programms hinter eines Baumes Rinde auftaucht, ist in ei-nem Heinz Erhardt-Programm gesetzt. Dass die „Made“ schließlich nur ein Mosaikstein in der ungeheuren Breite des Erhardt´schen Schaffens ist, beweist Marc Neumeister mit sei-nen Bühnenpartnern eindrucksvoll. Heinz Erhardt, der Ausnahmekünstler, erfährt hier eine außergewöhnliche Würdigung.