Print Friendly

Die Evolution ist nicht zu stoppen. „Hi Dad! Hilfe. Endlich Papa“ macht dort weiter, wo „Caveman“ aufhörte – mit Herz, (Wahn-)Witz und ungestümer Spielfreude! Überraschend klischeefrei zeigt diese One-Man-Show die ganze Bandbreite des Elternwerdens: Katastrophen, Ängste, Fluchtgedanken, aber auch stille emotionale Momente voller Glück und Vorfreude. Das Gefühls-Chaos schwangerer Väter eben. Und dem stellt sich Marc Neumeister in seinem ersten Solo. Damit gastiert der Künstlerischer Leiter des LEO Theaters am Mittwoch, 23. November, 20 Uhr, im Ibach-Haus. Wir sprachen mit Marc Neumeister im Vorfeld des Gastspiels.

1.) Wie entstand die Idee, das Stück „Hi Dad!“ zu spielen?

Marc Neumeister: Generell war es eine neue persönliche Herausforderung für mich. In meinem ersten Solo war es mir wichtig, ein Stück zu finden, das das Interesse vieler Besucher abdeckt. Und es sollte natürlich eine Komödie sein. Nachdem ich dann etliche Stücke bei den unterschiedlichsten Verlagen durchgestöbert hatte, bin ich dann auf „Hi Dad!“ gestoßen. Da ich wusste, dass es der Nachfolger vom immer noch auf Endlosschleife laufenden Caveman war, musste ich direkt zuschlagen. Egal ob werdende Eltern, die noch in der, sagen wir mal, Planungsphase sind oder auch diejenige, die schon Eltern sind – wirklich jeder erkennt sich oder erkennt jemanden in diesem Stück wieder.

2.) Wie haben Sie sich dem Stück genähert, wie lernt man eine solche Menge Text für zwei Mal 55 Minuten auswendig?

Neumeister: Zu allererst habe ich es auf die herkömmliche Weise des einfach „Auswendig-Lernen“ versucht. Aufgrund der enormen Menge bin ich jedoch kläglich gescheitert. In Ensemblestücken reagiert man auf Aussagen oder Aktionen anderer Akteure. Dadurch lernt man wesentlich leichter. Beim Solo macht man aber alles alleine: Man erzählt alleine dem Publikum, redet mit sich, hält Dialoge mit sich selber und agiert zusätzlich auf der Bühne. Im Endeffekt habe ich die einzelnen Abschnitte in Themenblöcke (z.B. Flugzeug, Wohnung, Einkaufen) eingeteilt, diese auswendig und durch Proben direkt auf der Bühne gelernt. Später habe ich die Blöcke zusammengefügt und die Überleitungen gelernt. Mit den zusätzlichen Abläufen, z.B. dem Gymnastikball als Flugzeugsitz, habe ich dann einen kompletten Durchgang der einzelnen Akte abgespeichert.

3.) Fast zwei Stunden allein auf der Bühne, nur mit einem Gymnastikball. Was ist das für ein Gefühl?

Neumeister: Als Schauspieler im Theater war es vom Gefühl her eine absolute Grenzerfahrung. Wenn ich so an die ersten Probendurchläufe des ersten Teils denke, kann ich immer noch genau dieses Gefühl beschreiben. Ich stand gefühlte 40 Minuten (in Wirklichkeit waren es gerade 25) auf der Bühne und hatte schon erste Erschöpfungserscheinungen. Da dachte ich mitten im Reden: Jetzt kannst Du eine Pause vertragen. Geht ja nicht. Bei der Premiere war es ein unbeschreibliches Gefühl, dass 150 Gäste nur wegen mir gekommen waren. Auch hier war die Nervosität wesentlich größer als bei einem normalen Stück. Denn beim Solo kann mir niemand helfen. Die Stimmung bei der Premiere und den nachfolgenden Aufführungen war einfach grandios, viele Lacher, Szenenapplaus und am Ende sogar stehende Ovationen. Ab da wusste ich dann: „Ich habe alles richtig gemacht!“

4.) War das bislang die größte Herausforderung für Sie auf der Bühne?

Neumeister: Absolut. Zu Beginn meiner Karriere am Theater war die größte Herausforderung, ein Stück alleine zu eröffnen. Später dann halbnackt auf der Bühne zu stehen, Regie zu führen und zu allerletzt, auf der Bühne zu singen. Jetzt behaupte ich: Die größte Herausforderung eines Schauspielers geschafft zu haben, zwei Stunden vollkommen allein das Publikum zu unterhalten.

5.) Was gefällt Ihnen besonders an dem Stück?

Neumeister: Mir gefällt besonders die Mischung aus ernsteren Tönen, Stand-Up-Comedy, aber auch überzogenem Humor, der bis in Slapstick-Einlagen abdriftet. Dann aber auch der Bezug zur Realität. Viele Väter und Mütter kamen nach den Vorstellungen zu mir und sagten: „Das alles stimmt zu hundert Prozent, genauso war das bei uns auch. Aber das so von außen zu sehen, war richtig lustig!“ Nicht zu vergessen auch eingefügte Figuren wie Klaus Kinski, den wollte ich immer mal auf der Bühne spielen wollte. Hier passt er perfekt rein.

6.) Wie ist das Gefühl vor dem ersten Auftritt im Ibach-Haus?

Neumeister: Das ist noch einmal eine ganz andere Hausnummer. Zum einen ist es ja das erste Auswärtsspiel mit „Hi Dad!“. Eine ungewohnte Umgebung, eine neue Bühne und vieles mehr. Zum anderen ist es auch eine Art Duftmarke, die wir hiermit im Ibach-Haus setzen. Und wir wissen schon, dass das Publikum solche Auftritte sehr wohl beobachtet. Dennoch freue ich mich wahnsinnig auf den 23. November.

7.) Wird es weitere Auftritte vor dem eigentlichen Umzug im Ibach-Haus geben?

Neumeister: Prinzipiell ja, sofern es die Terminplanung im Ibach-Haus zulässt. Und da wird es mit der Auswahl wegen der glänzenden Auslastung schon sehr eng. Wir würden ganz gerne mit unserer aktuellen Inszenierung „Aufguss“ oder mit dem Pinkus-Stück „Alles hat seine Zeit“ noch vor unserem Umzug in Schwelm auftreten.

 

Kommentar verfassen