Was für eine Premiere! Stehende Ovationen am Freitagabend für ein fantastisches Ensemble beim schwarzbritischen Musical „Zum Sterben schön – Ein Musical für die Ewigkeit“, der ersten Musical-Produktion im Leo Theater. Mit der Musical-Comedy reißt das Ennepetaler Trio Theater die 250 Besucher mit der dreistündigen Produktion von den Sitzen. Ein kurzweiliger, mitreißender Abend. Einfach grandios!
Absurde und skurrile Szenen bei den Tabuthemen Tod, Sterben und Bestattung wechseln sich mit wundervollen Balladen, schrägen Stücken und großen Chorographien ab. Hier Revue-Nummern wie auf einer großen Broadway-Bühne, da schmissige Nummern á la Sister Act. Und dann ist da immer wieder dieser Ohrwurm „Tanz den Totengräber“, der nicht mehr aus den Gehörgängen verschwinden will.
Mal ehrlich, möchten sie Gast bei Ihrer eigenen Beerdigung sein? Für Betty Rhys-Jones (Katharina Paul) kein Problem. Denn gemeinsam mit dem schüchternen Bestattungsunternehmer Boris Plots (Denny Pflanz, auch der musikalische Direktor) täuscht sie ihren eigenen Tod vor. Denn sie möchte endlich mit ihrer Jugendliebe zusammen sein, nach Tahiti durchbrennen und sich gleichzeitig von ihrem tyrannischen Ehemann Hugh Rhys-Jones, dem machtbesessenen Bürgermeister (Marc Neumeister), trennen. Dann aber ist sie so sentimental, dass sie sich von ihrem geliebten Heimatort Wrottin-Powys verabschieden möchte. Auf ihrer „Sentimental Journey“ wird sie prompt von dem kauzigen Gärtner Dick (Peter Hartwig) überrascht. Schnell spricht sich im Dorf herum, dass Betty noch lebt. Und dann geht die „Tote“ noch zu allem Überfluss ans Telefon…
Als Betty dann noch herausfindet, dass ihr Ehemann sie jahrelang mit seiner Sekretärin Meredith Mainwaring (Svenja Dee) betrogen hat und gar nicht traurig über ihr Ableben ist, schmiedet sie irdische Rachepläne… Das Lebensende als Neuanfang – ein irrwitziges Musical zwischen Leben und Tod.
Hier findet jeder Sarg seinen Deckel
Einfach nur klasse, wenn Frank Featherbird (Robin Schmale) mit seinem Assistenten Delbert (Luc Packlidat) auf die Bühne kommt und dem Publikum wieder seine unkonventionellen, pietätlos anmutenden Ideen einer Event- Bestattungen präsentiert, etwa eine Persiflage auf „Phantom der Oper“. Mit dem Text von „Vom Tode gibt es keine Wiederkehr“ zieht er als Phantom eine Leiche im Schlauchboot auf die Bühne. Oder Schmale kommt im Müllmann-Outfit als steppender Beerdigungsunternehmer zwischen zwei Las Vegas-Showgirls auf die Bühne. „Tanz‘ auf den Tischen, denn im Sarg, da hat noch nie einer getanzt“!
„Zum Sterben schön“ im Leo Theater präsentiert alles, was eine große Musicalproduktion haben muss. Natürlich auch eine ausgezeichnete Liveband, die mit den Sängerinnen und Sängern auf der Bühne glänzend harmoniert. Swing, Tanzmusik und Pop mit Trompete und Posaune. Note Eins für Robin Schmale, der detailreich Regie führt und auch in einer der Hauptrollen als durchgeknallter Eventbestatter Frank Featherbed brilliert. Witzig, lebensbejahend und urkomisch. Mit seiner lyrischen Stimme und seinen schauspielerischen Fähigkeiten glänzt Denny Pflanz. Toll in Szene gesetzt seine schüchterne Annäherung zwischen ihm und seiner von ihm angehimmelten Betty. Stark Katharina Paul, der es auch stimmlich eindrucksvoll gelingt von der schüchternen Betty Abschied zu nehmen und als starke Frau aus ihrem Alltagstrott auszubrechen. Immer wieder Lacher im Publikum und schon lang anhaltender Applaus zwischen den einzelnen Szenen.
„Zum Sterben schön“ – Hier findet jeder Sarg seinen Deckel. Sie können sicher sein: Hier wird Totentanz wörtlich genommen! Ein fulminantes Highlight.
8. April 2016, 20 Uhr
9. April 2016, 20 Uhr
19,90 / 23,90 Euro zzgl. VVK-Gebühr
- Denny Pflanz – Boris Plots
- Katharina Paul – Betty Rhys-Jones
- Marc Neumeister – Hugh Rhys-Jones
- Robin Schmale – Frank Featherbed
- Luc Packlidat – Delbert
- Svenja Dee – Meredith Mainwaring
- Johanna Paul – Dilys Rhys-Jones
- Julia Möbel – Miss Gwynnffrt
- Kai Land – Dr. Owen
- Lina Duschek – Mrs. Pryce
- Peter Hartwig – Dick
- Josie Sparender – Totengräberin
- Jacqueline Kellner – Wahlfrau & Tänzerin
- Franziska Paul – Trauergast / Dorfbewohnerin
- Stephan Mehl – Keyboard / Piano / Conductor
- Peter Thiedes – Drums / Percussion
- Andreas Gottschlich – Klarinette / Alt Saxophon
- Patricia Mehl – Querflöte / Tenor Saxophon
- Hans-Martin Schnitzer – Trompete
- Marvin Mehl – Bass