Das perfekte Geheimnis in perfekter Umsetzung

Der Applaus will nicht verstummen – die Premiere von „Das perfekte Geheimnis“ (Komödie von Paolo Genovese) ist perfekt gelungen. Diese peppige Inszenierung hat die besten Chancen, zu einem neuen Lieblingsstück des LEOs zu werden. Den LEOs gelingt perfekt die Gradwanderung zwischen Komödie und Drama. Die ernsten Themen (Freundschaft, Vertrauen, Doppelmoral, Verlogenheit, Outing, Digitale Ehrlichkeit) erhalten den Rahmen, den sie benötigen und werden respektvoll bearbeitet, aber es fliegen immer mal wieder etliche Pointen oder Blicke durch den Raum.

Oder aber, es wird geschwiegen und die Körperhaltung spricht von ganz allein. Nicht nur Regisseur und Akteur Robin Schmale braucht keinen Text, um den Zuschauer zu fesseln. Jeder der acht Darsteller hat seine Figur im Griff und lebt sie von Anfang bis Ende. Das Ensemble überzeugt als Einheit, sie geben ein stimmiges Bild ab. Das Publikum geht mit, lacht und schweigt. Im Prolog trägt jeder seinen Stuhl auf die Bühne als Symbol „Ich stelle meinen Stuhl selbst in den Ring“, so Schmale.

Das Team überrascht das Publikum

Vieles passierte bei dieser Inszenierung zum ersten Mal – das Team entwickelt sich weiter und überrascht das Publikum gerne mit Perfektion. Es war, als ob man durch ein Fenster hindurch einem bekannten Freundeskreis zusah. Es war nicht künstlich gestellt, nicht überzogen, nein, es war wie im wahren Leben sichtbar – einfach natürlich. In der Pause hörte man daher auch oft, „das ist doch wie bei…“ – oder aber man erkannte sich selbst wieder, aber verriet lieber sein Geheimnis nicht….

Schmale bringt das Stück, ohne zu viel zu verraten, auf den Punkt: „Ich spreche in meiner Rolle den Kernsatz, Das Handy ist die Blackbox des Lebens – wenn sie geöffnet wird…‘“ Ihm zur Seite stand am Regie-Pult Patricia Schimpp-Fanroth: „Ich habe mittlerweile über vierzig Produktionen selbst gespielt. Jetzt habe ich zum ersten Mal die Co-Regie übernommen und die Proben geleitet. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Eine super Erfahrung mit einem großartigen Team.“

Der ganze Raum wird optimal genutzt

Dabei gibt es kaum Gelegenheiten, aus dem Blick des Zuschauers zu verschwinden. Der Zuschauer hat ständig alle Darsteller im Blick – das Bühnenbild ist top gewählt. Küche, Esszimmer, Badezimmer und Balkon sind in einzelnen Bereichen auf der Bühne verteilt. Der ganze Raum wird optimal genutzt, links und rechts neben der Bühne wird der Bereich wie selbstverständlich miteinbezogen.

Robin Schmale spielt in seiner Inszenierung mit den verschiedenen Ebenen und den Lichträumen. Der Zuschauer wird durch die unterschiedlichen Spots gelenkt, hat aber immer die Möglichkeit, die Dinge auch im Verborgenen auf der Bühne zu betrachten. Es gibt viel zu sehen. Schmale gesteht „Das war technisch die bisher aufwändigste Produktion im LEO. Die unterschiedlichen Tracks-, Beamer- und Lichteinspielungen müssen auf Stichwort oder sekundengenau eingespielt werden. Es sind weit über 50.“

Hochkonzentriert an der Technik

Nein, an dieser Stelle übernimmt keine künstliche Intelligenz – es ist, wie alles im LEO – live! Chris Falke sitzt hochkonzentriert am Technikpult, verfolgt das Bühnengeschehen und lässt die Finger fliegen. Erleichtert hört man von ihm nach der Veranstaltung „Ich bin platt – aber es hat alles funktioniert.“ und leise fügt er hinzu: „Ich habe zum ersten Mal eine Premiere begleitet, als 1. Techniker. Bisher bin ich immer erst eingearbeitet worden, wenn das Stück bereits etabliert war.“ Ein bisschen lüftet er ein Geheimnis „beruflich habe ich eine ganz andere Ausbildung…“ – hätten Sie es gemerkt?

Nur die Tochter Sofia (Mia Quicker) hat die Chance, mal zeitweise und im Background zu verschnaufen. Für Mia Quicker (20, Schwelm) war es zudem das erste Mal, dass sie auf der LEO-Bühne stand. Erst im Februar war sie beim Casting dabei und schon heute spielte sie sich bei der Premiere in das Herz der Zuschauer. Quicker strahlte: „Ich habe bisher immer nur in Kinderstücken gespielt. Dies ist mein erstes großes Stück – wo es so richtig um viel geht. Es ist sehr schön, dem Publikum zeigen zu dürfen, was wir geprobt haben und zu erleben, wie es ankommt.“ Mia ist spitze im LEO-Ensemble und bei den Zuschauern angekommen!

Die Stimmung wird immer finsterer

Bei Sofia´s (Mia Quicker) Bühneneltern (Patricia Schimpp-Fanroth, Robin Schmale) treffen sich an dem Abend die langjährigen Freunde (Tim Müller, Nuri Furkan Arslan, Mücahit Altun) mit ihren aktuellen Partnerinnen (Nathalie Solmecke, Vanessa Ambrosius) zum Abendessen und zum gemeinsamen Betrachten der Mondfinsternis. Sie spielen ein Spiel – alle legen ihre Handys auf den Tisch, und jeder eingehende Kontakt wird laut vorgelesen bzw. auf Lautsprecher gestellt. Je mehr der Mond verschwindet, desto finsterer wird die Stimmung. Das entspannte Abendessen verwandelt sich in ein psychologisches Kammerspiel. Dessen Ausgang an dieser Stelle ein Geheimnis bleiben wird. Wer es lüften möchte:

Weitere Termine:
Freitag, den 6.06, 2025 um 20 Uhr oder am Sonntag, den 8.06.2025 um 11 Uhr mit Frühstück.

P.S.: Ein bisschen hat das LEO sich in die Karten blicken lassen und im Vorfeld ihr Geheimnis gelüftet, wie es zu dieser grandiosen Inszenierung gekommen ist. Sie hatten wenige Tage vor der Premiere zu einer offenen Probe eingeladen und stellten sich den Fragen der Zuschauer. Da konnte man selbst erleben, wie Regisseur und Co-Regisseurin ihr Ensemble prägen und welche Effekte kleine Unterschiede bewirken, wie sich eine Szene entwickelt und was passiert, wenn etwas im Wege steht und wie es „weggespielt wird“. Wer dabei war, der hatte nun den perfekten Vergleich und konnte bewerten, wieviel Arbeit hinter dem Abend steht.

Stimmen aus dem Publikum:

Moni (Ü50, Ennepetal), die sich an den Film erinnerte: „Ich war damals im Kino und habe den Film später sogar noch mehrfach im Fernsehen gesehen, aber ganz ehrlich – das hier ist sehr viel besser. Sehr kompakt, sehr treffend, sehr flott – allein der Anfang – und das Ende. Echt genial. Hätte ich nicht gedacht.“

Ulrich (Ü50, Hagen): „Ich bin angenehm überrascht. Ich hatte keine besonderen Erwartungen – aber das hier ist richtig gut. Das Intro war doch schon der Filmtitel ohne Worte. Sehr beeindruckend. Wie textsicher die alle sind. Die Requisiten, die Aufmachung, das Bühnenbild – links, rechts, – sehr sehr gut.“

Petra (Ü70, Gevelsberg) schwärmt: „Es ist immer wieder toll im LEO. Ich nutze jede Gelegenheit, um wieder zu kommen – insbesondere, wenn Robin Schmale spielt. Das ist für mich ausschlaggebend. Allein, wenn er dort schon steht. Der macht immer was aus seiner Rolle. Die anderen sind aber auch sehr gut – man kann sie sehr gut verstehen.“

Thea (Ü70, Gevelsberg) ergänzt: „Der Einlassbereich vom LEO ist einfach ideal für uns. Man kann vorher schon sitzen.“ 

Kerstin (Ü50, Hagen) ist ebenfalls häufiger im LEO: „Ich mag die tollen kleinen Theater. Das Stück ist richtig kurzweilig, sehr gute Schauspieler. Es passt einfach alles.“

Uwe (Ü50, Ennepetal) sinniert: „Es ist schon erschreckend, wie sich das ganze Leben auf das Handy schleicht. Ich sollte schnellsten mal wieder eine Sicherung machen.“ und überlegt: „bei einigen Freunden wüsste ich es auch mal gerne, oder besser doch nicht?“

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