Der Zug hielt pünktlich in Schwelm, so dass der sehr persönlichen Lesung von Ulrike Folkerts im LEO nichts im Wege stand. Selbstverständlich war auch die Buchhandlung Bücherei Köndgen wieder mit am Start, um diejenigen, die noch nicht mit der Autobiografie „Ich muss raus“ ausgestattet waren, schnellstens zu versorgen. Schließlich nahm sich die beliebte Schauspielerin für ihr Publikum nach der Lesung sehr viel Zeit und signierte gerne den intimen Lesestoff.
Folkerts (Jahrgang 1961) erklärte: „Kurz vor meinem 60. Geburtstag hieß es – jetzt ist aber Zeit für eine Biographie!“ Sie habe es selbst nicht so gesehen „Wer will das Lesen? Mein Leben ist doch nicht so viel anders als das Leben anderer.“, aber ihr Freundeskreis meinte „Ja doch Ulrike! Du hast so viel zu erzählen, bist ein Vorbild…- mach das!“ Sie hat es getan (mit Unterstützung der Journalistin Heike Vowinkel, die sie immer wieder eingefangen habe) und das Schwelmer Publikum war sich einig – Ulrike Folkerts hat wirklich etwas zu erzählen!
Es wurde ein angeregter informativer Gang durch 60 Jahre Zeitgeschichte, die viele selbst miterlebt haben und einen Blick von außen auf das Wirken von Folkerts geworfen hatten. Jetzt gab es den intimen Blick von Innen – mit Erklärungen aus erster Hand. „Ich muss raus!“ – der Titel habe sich beim Schreiben wie selbstverständlich ergeben, denn „ich musste mich raus meinem kleinen Schutzkästchen, in dem ich mich eingerichtet hatte, erst richtig befreien – sprachlich und emotional. Raus aus meiner Haut um mich mitzuteilen.“
Für Folkerts gab es kein Tabuthema. Sie berichtete von ihrer Entscheidung zur Abtreibung als junges Mädchen (19), genauso offen, wie es zu ihrem Hörgerät 2012 gekommen sei. Dabei konnten die Zuhörer in die damalige Gefühlswelt der Ulrike miteintauchen – nacherleben, was es bedeutet, mit einem Geheimnis („ich liebe eine Frau“) leben zu müssen, wie man sich von einer Schauspielschülerin zu einer Person der Öffentlichkeit entwickelt. Hier ging es nicht nur um Fakten, sondern um Emotionen. Auch wenn es aus heutiger Sicht schwer nachzuvollziehen ist, aber erst beim vierten Versuch im nächsten Jahr hat eine Schauspielschule ihr Talent gesehen und sie aufgenommen. Anstatt einer gestandenen Fernsehkommissarin hätte sie dann andernfalls den Berufsweg einer Agrarwissenschaftlerin gewählt. Die Person Ulrike habe nicht nur Lena Odenthal geprägt. Lena hat auch Einfluss auf das Handeln von Ulrike gehabt, so berichtete sie von einem realen Unfall, den sie souverän wie in einem Drehbuch abgewickelt habe und fügt schmunzelnd hinzu „bloß meinen Polizeiausweis hatte ich nicht dabei.“ Folkerts hat nicht nur Fernsehgeschichte geschrieben und Millionen Fernsehzuschauer begeistert, nein, auch das Schwelmer Publikum hat sie live zu tiefst bewegt und auf ihrer natürlichen leichten Art Denkanstöße gegeben. Ein intimer Blick in die Welt.
Stimmen aus dem Publikum:
Martina aus Schwelm, die jetzt ein Foto von sich mit der „Ulrike“ besitzt: „Finde sie einfach mega! Sie ist ein Vorbild in ihrer Art und Weise. Total authentisch und sympathisch. Ich bin 63 geboren, das verbindet.“
Kirsten (Ü60, Schwelm): „Es gefällt mir sehr gut, sehr interessant. Die Stellung der Frau, wie schwer man es in der Jugend doch hatte. Das Buch habe ich noch nicht gelesen, aber ich werde es gleich tun.“
Eva, die mit ihrer Frau extra aus Detmold (190 km) angereist war: „Ich habe die Karte von meiner Frau zum 70. Geburtstag geschenkt bekommen. Total klasse hier in der 1. Reihe – so nah dran. Wir sehen die Lesung jetzt bereits zum 2. Mal – einfach super! Ich habe das Buch schon gelesen, aber live von ihr vorgelesen zu bekommen, ist was ganz Anderes. Ein Erlebnis! Wir haben uns unterhalten, als ob wir uns schon 10 Jahre kennen. Total offen, total umgänglich.“ und gesteht schmunzelnd „Ich war beim 1. Sehen (Tatort) in die Frau verknallt.“
Gisela (Ü70, Schwelm): „Ich kenne sie ja vom Tatort als Kommissarin. Aber hier in echt, kommt sie sehr sympathisch rüber. Das was sie aus ihrer Kindheit berichtet, sehr beeindruckend. Sie hat einige Probleme zu bewältigen gehabt.“
