Wenn aus Sitzplätzen ganz automatisch Stehplätze werden, dann ist Alex Parker am Ibach-Flügel auf der Bühne des LEO Theaters am Werk. Theaterchef Andreas Winkelsträter hatte das Publikum versucht darauf vorzubereiten, denn er hatte diesen Effekt bereits bei der Ehrenamtsgala der Arbeiterwohlfahrt im Theater erlebt. So sollte es auch an diesem Abend sein: Wer im Anfang noch ungläubig mit dem Kopf nickte, der stand – wie selbstverständlich – im zweiten Teil der Show und feierte ab.
Während das Publikum zu Beginn des Konzertes noch konzentriert und nachdenklich den Geschichten in der Musik von Udo Jürgens folgte und man sich in den hinteren Reihen verstohlen zu einigen Liedern erhob. Nach der Pause gab es kein Halten mehr – da wollten nicht nur die Hände, sondern auch die Arme, die Beine bewegt werden. Niemand konnte sich der Magie der perfekt vorgetragenen Musik und der gekonnten Liedauswahl entziehen. Von einer unsichtbaren Macht getrieben, ging ein Ruck durch das Publikum und es erhob sich. Wer jemals von dem legendären Rattenfänger von Hameln gehört hat – so ähnlich erlebte es das Schwelmer Publikum mit Alex Parker. Da gab es keinen „ich hab´ Rücken“, „Zipperlein“ oder Alltagssorgen – da gab es nur das Mitreißen und Genießen in den Klängen. Musik sei wie Medizin, hieß es sogar von der Bühne. Ein ganz großer Künstler begeisterte mit Werken vom „Großen Udo“ (Jürgens).
Wer ist dieser Alex Parker, der den Menschen so viel Spaß bereiten kann? In der Presse wird er als der beste Udo Jürgens Interpret bezeichnet – aber trifft es das? Ist das die richtige Bezeichnung für diesen charismatischen Entertainer, der Stimme, Klavier und Publikum beherrscht? Parker, der zu dem eine körperliche Statur wie Jürgens hat, verrät schmunzelnd im Gespräch „Ja, ich bin zufällig genauso groß wie Udo, 1,86 m. Aber ich habe mir nicht zig Videos von ihm angesehen – ich will ihn (Udo) nicht imitieren. Ich bin einfach so. Ich bin mit Freude und Liebe der Musik nachgegangen.“ und erklärt „Ich liebe seit der Trickfilmserie „Tom und Jerry“ (Titelmelodie: Udo Jürgens) seine Lieder. Er habe sie immer gesungen und am Klavier gespielt.“
Je älter er wurde, desto öfter hörte er von anderen, wie ähnlich ich sei. Es ist einfach so entstanden. Er berichtet von seiner ersten persönlichen Begegnung mit Udo, in einer Braunschweiger Hotelbar zu einer Zeit, wo Parker (19-jährig) bereits Klavier spielte und Jürgens vor kurzem seinen 60. Geburtstag feierte. Parker spielte das, was er am meisten liebe und ihm selbst Freude bereite – einen Udo Jürgens Song. Sein berühmter Zuhörer sei angetan gewesen. Parker ist seiner Liebe treu geblieben und begeistert sein Publikum mit seiner Interpretation von Udo Jürgens Werken. Auf der Bühne ist immer ein Geschenk der Nachlassverwaltung des Weltstars dabei – ein rotes Einstecktuch mit Autogramm, welches Jürgens für seine eigenen Shows regelmäßig benötigte. Alles andere, ist original Parker und selbstverständlich live. Wer genau hin hörte, der entdeckte in den Liedern oft die Stadt „Schwelm“ oder gleich das LEO-Theater – zum Glück sind wir nicht in Hellschen-Heringsand-Unterschaar (Gemeinde in Schleswig-Holstein).
Parker hatte eine sehr feinfühlige Liedauswahl getroffen – von wenig gehörten Songs „Glut und Eis“ bis hin zu den absoluten Ohrwürmern – klar, eine ehemalige Klaviermanufaktur ist auf jeden Fall ein „Ehrenwertes Haus“. Zu jedem Lied, wusste er etwas zu berichten. So zu „Sonja wach auf“, was dann später zu „Griechischer Wein“ wurde. Nach dem Konzert resümierte Parker „In dem LEO Theater fühlst du dich sofort richtig wohl. Das Publikum war wirklich toll, richtig frenetisch. Es ist ein richtig gutes Gefühl, wenn die Leute glücklich nach Hause gehen. Die können hier wirklich außergewöhnlich gut singen.“ Einen Schwelmer wundert diese Aussage nicht, denn im LEO Theater hat man bereits im Frühjahr mit Lea Bergen gemeinsam gesungen und Udo Songs geschmettert. Am 2. Oktober 2024, 20 Uhr heißt es wieder „Schwelm singt II“.
Parker stand aber nicht immer alleine auf der Bühne. Als besonderes musikalisches Highlight begleitete ihn die Geigerin Mona Seebohm, die bereits mit Udo Jürgens selbst musizierte und ihn europaweit auf den Tournee begleitete. Seebohm verriet nach ihrem Auftritt: „Ich habe es hier im LEO genossen – von der ersten Minute an, super Atmosphäre hier. Ich war null nervös. 2009 war ich mit Udo auf Tour, aber die Tour mit Alex macht mehr Spaß. Es ist ein tolles Musizieren auf einer Ebene, wir haben einen ähnlichen Background. Mit Udo habe ich sehr gerne gespielt, jetzt mit Alex noch viel lieber. Alex ist wirklich der beste Udo Jürgens Interpret.“
P.S.: Wie man auf dem Parkplatz des LEO Theaters hören konnte, hatte sich auch das eigene satirische Lied von Parker „Senf“ sich bereits festgesetzt. „Jede Wurst gibt ihren Senf dazu…. Kleines Hirn hat heute noch Großes vor….“ klang es.
Stimmen aus dem Publikum in der Pause:
Tom (45, Wuppertal), der ein Queen-Tour-T-Shirt trägt und auf dem Handy ein Foto mit Udo Jürgens neben sich hat, erklärt: „Ich höre alles, was gut ist. Und der (Alex Parker) hier ist wirklich gut! Es harmoniert alles. Das ist das, was dem am Nächsten kommt. Anders geht ja leider nicht mehr.“
Carola (Ü60, Gevelsberg) inmitten ihrer Freundinnen: „Wir haben hier etwas auf die Ohren bekommen! Ich bin froh, dass wir hier sind. Du musst ihn gar nicht sehen, schließt du die Augen, denkst du, es ist Udo (Jürgens). Und die Geige erst, super Klang – perfekt.“ Aus der Runde wird schelmisch ergänzt „Die lohnt sich aber anzusehen! Wahnsinns Kleid. Wie kann man nur so lächeln.“
Markus (16, Wuppertal) freut sich: „Ich höre verschiedenes, aber auch gerne diese Musik. Udo (Jürgens) selbst geht leider nicht mehr. Ist richtig schön hier. Einfach gut, so nah dran.“
Michael (Schwelm) scherzt, der kein Mitgebrachter (wie Udo Jürgens die Männer im Konzert bezeichnete) sei: „Meine Frau ist zwar auch da, aber ich bin selbst da! Es ist super. Ich bin jetzt knapp unter 70, vor etlichen Jahren habe ich Udo in der Philipshalle in Düsseldorf gesehen. Parker kommt ihm stimmlich sehr sehr nahe. Total super. Wirklich toller Abend. Ich bin gespannt, was noch kommt. Ich bin jetzt schon begeistert.“
Peter (56, Schwelm), ebenfalls kein Mitgebrachter: „Ich habe selbst gebucht. Ich höre solche Lieder gerne. Echte Texte zum Nachempfinden. Udo ist definitiv zu früh von uns gegangen. Ich genieße diesen Abend.“