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„Ich habe eine große Heimatverbundenheit und freue mich sehr, hier in Schwelm zu singen“, sagt Martin Blasius. Der 1956 in Schwelm geborene Bassist trat früher häufiger in seiner Heimatstadt auf. Bei Konzerten der Kantorei und beim Kolpingchor war er als Solist zu Gast. 2010 stand er zum letzten Mal in Schwelm auf der Bühne, nun kommt er mit Schuberts Liederzyklus „Winterreise“ am 3.Oktober ins Leo Theater.

Der Opern-, Lied- und Konzertsänger stand auf vielen Bühnen in Deutschland, Europa, Südamerika und Asien. Bis 1996 war er festes Ensemblemitglied der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf, seitdem ist er freiberuflich tätig. „Ich bin heute sehr dankbar dafür, denn so konnte ich viele wunderbare Rollen auf vielen Opernbühnen singen“, sagt Blasius. Er sang den Sarastro in der Zauberflöte, Rocco im Fidelio, Kaspar im Freischütz oder Ramfis in Aida. Am Opernhaus in Hannover hatte er eine Buffo-Rolle als Leporello in Don Giovanni, bekam dann aber dort gleich seine erste seriöse Rolle als Pogner in Wagners

„Die Meistersinger von Nürnberg“. Seither hat er in unzähligen Opern nahezu alle großen seriösen Basspartien und viele Partien des schweren Buffofachs gesungen. Er stand in Berlin, Hamburg, Wien, München, Essen, Hagen oder Leipzig auf der Opernbühne. Seine Lieblingsrollen sind die, die sich im Laufe der Oper verändern und die gefordert werden. Der Baron Ochs im Rosenkavalier ist so eine Lieblingsrolle. Ihn hat Blasius 85 Mal in sechs verschiedenen Inszenierungen verkörpert.

Die 24 Lieder kann er auf wunderbare Weise interpretieren

Der Bassist ist aber auch Konzert- und Liedsänger mit Leib und Seele. Er ist froh, erst im Alter von 40 Jahren mit dem Liedgesang begonnen zu haben. „Es ist eine große Herausforderung, denn für die Stimmung, die Texte und die Geschichten, die das Lied erzählt, braucht man eine gewisse Reife“, sagt er. Martin Blasius singt mit warmem, samtigem Bass und höchst wandelbarem Timbre, das zart und innig, aber auch stürmisch und gewaltig sein kann. Die 24 Lieder der „Winterreise“ kann er so auf wunderbare Weise interpretieren. Es ist Nacht und im Herzen des Wanderers ist es Winter. Seine Geliebte hat ihn verlassen und er verlässt die Stadt. Immer wieder blickt er jedoch zurück auf schöne Erinnerungen. Blasius singt als Bass vier Halbtonschritte tiefer als im Original von Schubert. In den 24 kurzen Liedern nach Texten von Wilhelm Müller trifft die winterliche Natur auf die Melancholie des Wanderers. „Die Kunst des Liedgesangs besteht darin, dass ich Herzen und Seelen der Menschen anrühre. Wenn mir das gelingt, habe ich mein Ziel erreicht“, sagt der Sänger.

Das bekannteste Lied ist sicherlich „Der Lindenbaum“, der mit der Zeile „Am Brunnen vor dem Tore …“ beginnt. Die ersten Zeilen der Winterreise lauten: „Fremd bin ich eingezogen, Fremd zieh‘ ich wieder aus“. Für Martin Blasius heißt es eher: „Bekannt bin ich aus Schwelm weggezogen, unbekannt komme ich nun zurück.“ Als Schüler des Märkischen Gymnasiums sang er im Schulchor. Auf einer Chorfreizeit wurde er entdeckt und zum Vorsingen zur Folkwang Hochschule der Künste geschickt. Der Sänger und  Hochschulprofessor Edmund Illerhaus war von der Bass-Stimme begeistert und gab dem Schüler sogar kostenlosen Unterricht zur Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung. 1976 verließ Blasius Schwelm, um Gesang zu studieren, es folgte seine Sängerkarriere.

Große Lust, wieder in Schwelm zu singen

Dass Martin Blasius, der in Wuppertal Langerfeld lebt, nun im Schwelmer Leo Theater auftritt, verdankt er seiner Schwester. Die hatte zwei Karten für ein Theaterstück im Leo Theater geschenkt bekommen und nahm ihn mit. Theaterchef Andreas Winkelsträter sprach ihn an und lud ihn für die Reihe „Klassik mit Schwelmer Künstlern“ ein. „Über diese Einladung habe ich mich sehr gefreut, denn ich habe große Lust wieder in Schwelm zu singen“, sagt Blasius.

INFO: Martin Blasius singt Schuberts „Winterreise“ am 3. Oktober um 17 Uhr im Leo Theater im Ibach-Haus, Wilhelmstraße 41, Schwelm. Begleitet wird er von Uta Schmitter-Klisch am Flügel. Vorverkauf: Tickets ab 21 Euro zzgl. Gebühren. Karten bei wuppertal-live.de und im LEO Theater.

Text von Lilo Ingenlath-Gegic

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