Sie sind sozusagen Berufsoptimisten. Theaterchef Andreas Winkelsträter und der künstlerische Leiter des LEO Theaters, Impresario Marc Neumeister. Vor dem Start in ihre vierte Saison im Schwelmer Ibach-Haus war für sie nach einigen Monaten Zwangspause diesmal die Ausgangslage denkbar schwierig. Wenige Tage vor Saisonbeginn (4. September, 20 Uhr, Landeier – Bauern suchen Frauen) gaben sie uns ein Interview.
Vorhang auf! – heißt es in ihrem Schreiben an ihre Abonnenten und die Mitglieder des Freundeskreises gleich mehrfach. Wirklich, Vorhang auf…
Marc Neumeister: …Ja, natürlich. Das ist sozusagen das verbindliche Startsignal für unser Publikum und die Akteure auf der Bühne, wenn etwas Neues beginnt. Die Menschen sehnen sich förmlich nach Unterhaltung wie wir sie hier im LEO Theater offenbar doch ganz erfolgreich geboten haben. Was nicht bedeutet, dass wir in diesen Monaten der Pandemie sozusagen blindlings in die Zukunft starten. Die Sicherheit des Publikums und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steht auf unserer Prioritätenliste ganz oben.
Andreas Winkelsträter: Genau. Wir haben eine Selbstbeschränkung in puncto Besucherzahlen festgelegt. Das amtliche Hygienekonzept sowie die deutlichen Anweisungen unseres Personals garantieren vertretbare Rahmenbedingungen. Darüber hinaus sind wir überzeugt, dass verantwortungsvoller Umgang untereinander für unsere Gäste selbstverständlich ist. Zudem sind die Eintrittskarten personalisiert. So können wir den Behörden im Falle eines Falles exakte Informationen für eine Infektionskette liefern. Ein verantwortungsvoller Start aus unserer Sicht.
Der Kulturbetrieb insgesamt ist durch das Virus fast gänzlich zum Erliegen gekommen. Bilder von Zuschauersälen nach der sogenannten Lockerung sind von leeren Zuschauersesseln und Mund-Nase-Schutz-Motiven geprägt. Leidet der Kunstgenuss nicht an dieser Stelle?
Marc Neumeister: Es ist fraglos ein gewöhnungsbedürftiges Szenario. Doch je nach Genre sind diese „Störfaktoren“ unterschiedlich zu bewerten. Und letztlich entscheiden die Gäste selbst, ob sie sich einen Theaterbesuch im LEO gönnen wollen.
Andreas Winkelsträter: …und das wollen offenkundig viele Menschen. Nach unserer Ankündigung, die Spielzeit vorzubereiten, haben wir im Bereich der Abonnenten eine nicht für möglich gehaltene Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren erfahren. Es gibt kaum noch Plätze im freien Verkauf. Genau das bestätigt die Akzeptanz, die wir dank eines guten Angebotes vor und auf der Bühne hier in den Räumen des Ibach-Hauses erreichen konnten. Dies sicher auch deshalb, weil Marc das Ensemble zu neuen Höhen geführt hat. Spürbar indes ist die Zurückhaltung wegen der noch immer virulenten Pandemie. Hier werden wir sicher noch einige Täler durchschreiten müssen.
Das heißt konkret?
Andreas Winkelsträter: Es ist derzeit nicht auszuschließen, dass es bei zu geringer Resonanz kurzfristig Verschiebungen von Aufführungen geben kann. Dies auch vor dem weiteren Hintergrund veränderter, behördlicher Vorgaben.
Unabhängig davon war die Resonanz auf die Stückeauswahl und die Inszenierungen nahezu phänomenal. Ohne Corona wäre ein Zuschauerrekord im LEO möglich?
Marc Neumeister: Wir haben mit der Auswahl der Stücke auf Vertrautes und auf den Geschmack des Publikums gesetzt. Gleichzeitig haben wir einen Blick auf ein jüngeres Publikum gewagt. Unsere Inszenierungen sind sicher ein wenig moderner geworden. Gleichzeitig verlassen wir, wenn sie so wollen, im übertragenen Sinn den Weg der Tugend nicht. Um auf ihre Frage zurück zu kommen. Wir streben da keine Rekorde an. So schön das auch wäre. Zunächst wollen wir unser Publikum in bewährter Form unterhalten. Und das bei einem Höchstmaß an Sicherheit für jeden einzelnen vor, auf und hinter der Bühne.
Andreas Winkelsträter: Wenn wir auf diesem Wege die Gesundheit aller Beteiligter sichern und wir einen ersten Baustein zur Konsolidierung unseres Wirtschaftsbetriebes setzen können, wäre das eine Win-Win-Situation für unsere Gäste und das LEO Theater gleichermaßen. Wir bleiben bei aller Einschränkung optimistisch. Wir möchten auch zukünftig ein bunter und vielfältiger Farbtupfer im Kulturleben unserer heimischen Region bleiben.
Mit freundlicher Genehmigung von Westfalenpost/Westfälische Rundschau