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Die erste Tagung unter Federführung des LEO Theaters hat im Ibach-Haus stattgefunden. Die AWO EN war am 4. Mai zu Gast mit der Tagung „Inklusion ist für alle Kinder gut“.

„Wenn Inklusion gelingen soll, dann brauchen wir eine völlig andere Ausstattung der Schulen, mehr Lehrer und kleinere Klassen!“ Das forderte Prof. Uwe Becker von der Evangelischen Hochschule Bochum bei der Tagung, zu der die AWO EN aus Anlass des 5.Mai, dem „Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung“ mit Unterstützung der Aktion Mensch in das Schwelmer Ibach-Haus eingeladen hatte. Mehr als 100 Fachkräfte aus Kindertageseinrichtungen, Frühförder- und Beratungsstellen sowie Schulen, aber auch betroffene Eltern hörten zunächst Vorträge von drei hochkarätigen Wissenschaftlern, um dann in drei Workshops „Anregungen für die Politik“ zu erarbeiten.

AWO-Kreisvorsitzender René Röspel MdB forderte in seiner Begrüßung einen „sozialen Arbeitsmarkt“, weil es immer schwieriger werde, Menschen mit Behinderung in „normale“ Arbeitsplätze zu vermitteln. Prof. Rainer Bovermann MdL, Vorsitzender des Ausschusses Schule, Bildung und Integration des Ennepe-Ruhr-Kreises, nannte den Anspruch auf die Aufnahme von Kindern mit „pädagogischem Förderbedarf“ in Regelschulen „grundsätzlich richtig“, allerdings dürfte dadurch niemand überfordert werden. Doch viele Schulen fühlen sich mit den neuen Aufgaben überfordert, weil sie zu wenig Unterstützung bekommen. Auf der anderen Seite gebe es viele Gegner der Inklusion, die ein gemeinsames Lernen ablehnen. Die Leiterin der AWO-Kindertageseinrichtungen, Heike Wallis-van der Heide, die zusammen mit Peter Albers (RaBe-Frühförderzentrum der AWO) die Tagung moderierte, bemängelte, dass es in der Offenen Ganztagsschule für Inklusion weder personelle noch räumliche Ressourcen gebe.

Prof. Susanne Schwab von der Bergischen Universität Wuppertal erläuterte zunächst, dass es keine verbindliche Definition von „sonderpädagogischem Förderbedarf“ gebe: „Es kann nicht sein, dass in Mecklenburg-Vorpommern doppelt so viele Kinder wie in NRW betroffen sind.“ Inklusion müsse das Ziel haben, die Teilhabe zu maximieren und die Ausgrenzung zu minimieren. Bei der Betreuung sei es richtig, die „Stärken zu stärken“ statt auf den Schwächen rumzuhacken“. Bei ihren bundesweiten Untersuchungen hat die Professorin festgestellt, dass die schulische Inklusion für die Kinder wesentlich besser sei als gedacht und auch für die „normalen“ Kinder keine Nachteile bringt. Problematisch seien allerdings die ungünstigen Rahmenbedingungen.

Ulla Jähn, Inklusionsberaterin des Ennepe-Ruhr-Kreises, stellte die Angebote des Kreises für die Fachkräfte vor und ging auf die steigenden Anforderungen an die allgemeinen Schulen ein: „Es ist nicht ganz einfach“. Uwe Becker sagte, Inklusion fordere „die Integration in gesellschaftliche Innenräume“ und fragte gleich: „Wie einladend sind denn diese Innenräume?“ Es müsse nicht darum gehen, alle Kinder gleich zu machen. „Homogenisierung fördert eine Ellenbogengesellschaft“, sagte der Professor: „Unsere Gesellschaft ist sehr heterogen, und darauf muss die Schule vorbereiten.“ In den Workshops mit den drei Experten wurden zahlreiche Verbesserungsvorschläge erarbeitet, zum Beispiel müssten Schulbegleiter*innen auch noch während der Schulbetreuung zur Verfügung stehen bzw. jeder Schule in einem Pool zur Verfügung stehen, wie es in Schwelm schon umgesetzt wird. Wichtig sei auch, Eltern zu ermutigen, offen über den Förderbedarf ihrer Kinder zu sprechen.

Vermietungen für private Feiern, Tagungen und Events unter 0170 / 280 282 0 oder presse@leo-theater.ruhr

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