Saukomisch und nicht immer jugendfrei stellt er sich als Mann ungeahnten Herausforderungen. Die Rede ist von Marc Neumeister in seinem allerersten Solo „Hi Dad! Hilfe. Endlich Papa.“ Denn in dem Stück von Bjarni Haukur Thorsson geht es um die wahren Herausforderungen, die einen Mann über sich hinauswachsen lassen…
Wenn sich Nachwuchs ankündigt, trifft Mann auf noch nie geahnte Herausforderungen, die ihn zwingen, über sich hinaus zu gehen. Der erste Besuch beim Frauenarzt zum Beispiel! Oder die Frage, wie natürlich eine natürliche Geburt sein darf? Wie redet man mit den Kumpels über Ängste? Kann man Kinderwagen auch frisieren und wann wird es wieder so sein wie früher? So klischeefrei zeigt diese One-Man-Show die ganze Bandbreite des Elternwerdens: Katastrophen, Ängste, Fluchtgedanken, aber auch stille emotionale Momente voller Glück und Vorfreude. Das Gefühls-Chaos schwangerer Väter eben.
„Es ist schon der Wahnsinn, so lange allein auf der Bühne zu stehen“, gesteht Marc Neumeister. „Und im Gegensatz zu den bisherigen Stücken, in denen ich mitgespielt habe, ist das hier nun wirklich eine Menge Text. Und. Ich habe nur ein einziges Requisit, einen Gymnastikball.“ Seit Wochen bereitet er sich sehr akribisch mit André Bornhöft, der mitführend Regie führt und die Technik übernommen hat, auf das Solo vor. „Es ist eine besondere Herausforderung, aber eine, die wirklich Spaß macht. Wir beide haben während der Proben viel gelacht, auch wenn es anstrengend war. Ich hoffe, dass ich dem Publikum das rüberbringen kann, meinen eigenen Spaß an dem Stück.“
„Hi Dad“ macht da weiter, wo wohl der bekannteste Höhlenmensch der Bühnengeschichte, „Caveman“, aufgehört hat. Überrascht wurde Marc Neumeister in seinen Vorbereitungen von Schauspieler Martin Luding, gebürtiger Berliner und jetzt Wahlstuttgarter, der selbst „Caveman“ und „Hi Dad“ unter der Regie von Esther Schweins gespielt hat. „Er hat sich bei mir erkundigt wie es läuft, wie ich vorankomme. Da war ich völlig überrascht, hab’ mich aber wahnsinnig gefreut, dass unsere Arbeit hier in Ennepetal auch außerhalb wahrgenommen wird.“
Auch mal ernstere Töne
In der ersten Hälfe des rund 90-minütigen Stücks geht es um das Leben des Kindes vor der Geburt, in der zweiten Hälfte dann um das Leben mit dem Kind. Da sind Elemente aus „Stand-up-Comedy“ ebenso vorhanden wie gespielte Szenen. Wer eine Sportskanone ist, kennt noch lange nicht alle Atemübungen und einen Schlips zu binden, qualifiziert nicht zum Windeln wechseln. Aber bei der unerschütterlichen Liebe der kleinen Racker, dürfen Männer endlich weich werden, ohne als ein Weichei zu gelten. Doch nicht nur lustige Szenen bringt Marc Neumeister dem Publikum. Hier und da schlägt er auch mal ernstere Töne an. Dabei durchbricht er immer wieder die „vierte Wand“, sprich, Neumeister bezieht auch das Publikum mit ein. „Hierdurch soll es zu einer eher privaten und intimen Verbindung zwischen dem Publikum und mir kommen“, erklärt Marc Neumeister. Das sei einer der besonderen Reize an diesem Stück. „Dabei hoffe ich, dass mir das auch gelingt.“
„The Dad“, die Originalfassung des isländischen Autors Bjarni Thorsson, legte seit ihrer Uraufführung 2007 einen regelrechten Siegeszug hin. Den ausverkauften Vorstellungen im kleinen Theater Idno in Reykjavik folgte rasch der Umzug ins wesentlich größere Icelandic International Opera House, um von dort aus als „lustiger Exportschlager“ der isländischen Wirtschaftskrise zu trotzen. Mittlerweile folgten zahlreiche Shows in Schweden, Norwegen, den USA, Spanien und der Schweiz. Seit der deutschen Erstaufführung im Sommer 2009 im St. Pauli-Theater begeistert die Inszenierung von Caveman-Regisseurin Esther Schweins die Zuschauer ebenso wie die Presse.